Das ein oder andere Kilo loswerden, würden viele von uns gerne. Die entsprechenden Maßnahmen sind in der Theorie ganz einfach: Nimm weniger Energie in Form von Kalorien zu dir, als du verbrauchst. Doch weniger zu essen und sich mehr zu bewegen, fällt den meisten auf Dauer gar nicht so leicht. Neben komplexen hormonellen, metabolischen und auch psychologischen Faktoren spielt auch das Darmmikrobiom eine Rolle bei der Gewichtsbalance. Wir erklären, wie du Probiotika gezielt zum Abnehmen nutzen kannst!
Helfen Probiotika beim Abnehmen?
Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota können als Faktor für die Entstehung von Übergewicht gesehen werden. Dementsprechend kann ein ausgewogenes Mikrobiom ein wichtiger Schritt in Richtung Wohlfühlgewicht sein. Und dabei helfen Probiotika.
Wie Darmbakterien unsere Gesundheit beeinflussen
Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist bekannt, dass Menschen eine Vielzahl von Bakterien im Verdauungstrakt beherbergen. Die Forschung hat seitdem kontinuierlich neue Erkenntnisse über diese Mikrobiota gewonnen. Heute wissen wir, dass Darmbakterien vielfältige wichtige Funktionen erfüllen:
- Sie unterstützen die Verdauung von Nahrungsbestandteilen
- Sie bieten Schutz vor krankmachenden Keimen
- Sie stimulieren das Immunsystem
- Sie produzieren sogar Vitamine
Gesundheitliche Folgen eines unausgeglichenen Darmmikrobioms
Kommt das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann das weitreichende Folgen für die Gesundheit haben. Folgende werden heute mit der Besiedlung des Darms in Verbindung gebracht:
- Verdauungsbeschwerden
- Diabetes
- Autoimmunerkrankungen
- Depressionen
- Entstehung von Übergewicht
Einfluss auf die Individuelle Zusammensetzung der Darmflora
Die Zusammensetzung der Darmbakterien ist bei jedem Menschen einzigartig und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
- Ernährungsgewohnheiten
- Lebensstil
- Alter
- Herkunft
- Medikamenteneinnahme
- uvm.
Ernährung und Darmmikrobiom
Die übliche Ernährungsweise hierzulande sieht nicht gerade „darmfreundlich“ aus. Verarbeitete Lebensmittel mit viel Zucker und ungesunden Fetten, dazu rotes Fleisch. Hingegen wenig Obst und Gemüse, welche viele Ballaststoffe, Vitamine und Co. liefern. Diese Ernährungsweise sorgt nicht nur durch viele Kalorien für Hüftspeck, sondern verändert auch das Darmmikrobiom. Es siedeln sich vermehrt „figurfeindliche“ Bakterien an, während sie die „schlanken“ verdrängen.
Gerade Ballaststoffe sind äußerst wichtig, um ein gesundes Darmmikrobiom zu pflegen. Diese für uns Menschen unverdaulichen Fasern sind die beste Nahrung für die guten Bakterien in unserem Verdauungstrakt. Also macht der Verzehr von Gemüse doppelt Sinn für die Gewichtsabnahme: Wenig Kalorien und Futter für ein „schlankes“ Mikrobiom!
Warum kann man mit Probiotika leichter abnehmen?
2006 erschien in der renommierten Fachzeitschrift Nature eine äußerst spannende Studie. Diese zeigte, dass das üblicherweise ausgewogene Verhältnis von zwei verschiedenen Bakteriengruppen – den Firmicutes und den Bakteroidetes – bei übergewichtigen Menschen im Vergleich zu schlanken stark verändert ist. Hier wurde deutlich gezeigt, dass das Mikrobiom und das Körpergewicht in Zusammenhang stehen. So beheimatete das Mikrobiom von Übergewichtigen einen deutlichen Überschuss an angeblich „dickmachenden“ Bakterien (Firmicutes), während das Mikrobiom von Normalgewichtigen auch den vermeintlich „figurschmeichelnden“ Bakterien (Bacteroidetes) ausreichend Platz bot.
Über die Jahre zeigte die weiter fortschreitende Mikrobiomforschung, dass die Geschichte hiermit nicht zu Ende erzählt ist, sondern dass es sich lohnt noch genauer hinzuschauen: So ist das Firmicutes zu Bacteriodetes-Verhältnis mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so entscheidend, wie zunächst angenommen. Vielmehr sollte man ein besonderes Augenmerk auf bestimmte Stämme dieser Gruppen legen. So zeigen Studien beispielsweise figurschmeichelnde Effekte durch die Einnahme von Probiotika mit Lactobacillus plantarum, Lactobacillus rhamnosus und Lactobacillus gasseri. Insgesamt haben schlankere Personen meist eine größere Vielfalt an verschiedenen Mikroorganismen in ihrem Darm.
Wie wirken Probiotika im Darm?
Die Bakterien in unserem Verdauungstrakt produzieren eine Vielzahl an Substanzen, die sie in den Darm abgeben. Sie haben dort lokale Effekte, aber gelangen auch über die Darmzellen in den Blutkreislauf. So können sie unterschiedlichste Stoffwechselwege im ganzen Körper beeinflussen. In Bezug auf das Körpergewicht scheinen hier vor allem die sogenannten SCFAs eine Rolle zu spielen, die short chain fatty acids. Das sind verhältnismäßig kleine Fettsäure-Moleküle, beispielsweise Butyrat, Acetat und Propionat. Sie dienen dem Körper einerseits als zusätzliche Energiequelle und werden deshalb vielfach für eine Gewichtszunahme verantwortlich gemacht. In verschiedenen Studien konnte jedoch gezeigt werden, dass SCFAs diverse körpereigene Hormonsysteme regulieren können, beispielsweise Leptin und Ghrelin. Dabei handelt es sich um Botenstoffe, die das Hunger- und Sättigungsgefühl steuern. Wie genau diese Regulation im Körper abläuft, dazu steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Studien werden mit Spannung erwartet!
Auch bestimmte Hormone, die aus Aminosäureketten bestehen (GLP-1 (glucagon-like peptide 1) und PYY (peptide YY)) werden von den Darmmikroben beeinflusst. Ersteres ist an der Regulierung des Zuckerstoffwechsels beteiligt und sorgt für ein rasches Sättigungsgefühl. Zweiteres ist ebenso ein „Sättigungshormon“ und wirkt appetitzügelnd.
Erste Untersuchungen bringen Probiotika auch mit der Umwandlung von weißem in braunes Fettgewebe in Verbindung. Dieses besitzt viel mehr Mitochondrien – Zellkraftwerke sozusagen – die bei der Verbrennung überschüssiger Energie unterstützen. Mehr braunes Fettgewebe kann den Kalorienumsatz des Körpers deutlich erhöhen.
Ganz allgemein unterstützen Probiotika auch bei der Erhaltung und Wiederherstellung der Darmbarriere. So gelangen weniger schädliche Substanzen aus dem Verdauungstrakt unkontrolliert in die Blutbahn und den restlichen Körper. Weniger Entzündungen sind die Folge und das kann auch Einfluss auf das Körpergewicht haben: Die Insulinsensitivität im Gehirn wird erhöht, was zu einer schnelleren Sättigung beiträgt.
Weitere positive Effekte auf die Gesundheit
Übergewicht kommt mit einer Vielzahl an negativen Auswirkungen auf die Gesundheit daher: Erhöhte Cholesterinwerte, erhöhte Blutfettwerte, vermehrter oxidativer Stress, veränderte Entzündungsparameter und ein Insulin-System außer Rand und Band. Einige Studien bestätigen abseits der Gewichtsabnahme auch die positiven Effekte von Probiotika auf diese Parameter. Und beim Erreichen des Optimalgewichts geht es schließlich nicht nur ums Aussehen, sondern auch darum, den Gesundheitszustand zu verbessern und Krankheitsrisiken zu senken.
Welche Probiotika zum Abnehmen: Diese Bakterienstämme helfen
Besonders Laktobakterien und Bifidobakterien spielen eine große Rolle bei der Wiederherstellung eines „schlanken“ Darmmikrobioms. Vor allem in Kombination unterstützen sie beim „Projekt Wunschfigur“. Idealerweise wird ein gutes Probiotikum mit einem Enterococcus-Stamm abgerundet, der vielfältige positive Effekte auf das Darmmikrobiom und die Gesundheit hat. Er sorgt dafür, dass sich die guten Bakterien wohlfühlen und gut wachsen können.
Hier kommen drei wissenschaftlich geprüfte Stämme, die dich gezielt auf dem Weg in ein schlankes Leben begleiten:
Lactobacillus plantarum
In einer Studie aus dem Jahr 2023 wurde gezeigt: Der Stamm Lactobacillus plantarum IMC 510® hat positive Effekte auf das Körpergewicht, den BMI und den Taillenumfang. Dazu wurden 40 übergewichtige Personen, die sonst gerade keine weiteren Maßnahmen zur Gewichtsreduktion durchführten, untersucht. Die jeweils 20 Frauen und Männer wurden nach dem Zufallsprinzip in die Placebo-Gruppe und die Probiotika-Gruppe eingeteilt. Nach 12 Wochen zeigte sich folgendes Ergebnis: Die Personen, die das Probiotikum verabreicht bekamen, nahmen im Durchschnitt 0,7 kg ab. In der Placebo-Gruppe nahmen die Teilnehmer im Durchschnitt 0,1 kg in diesem Zeitraum zu.
Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Doch auf lange Sicht gesehen wird der Unterschied richtig gewichtig! Bedenkt man zusätzlich, dass es einige Wochen dauert, bis sich Probiotika im Darm ansiedeln und ihre Wirkung entfalten, sind diese Ergebnisse sehr vielversprechend. Bei Probiotika wird generell empfohlen, sie mindestens für 2-3 Monate einzunehmen, um Effekte zu erzielen. Der Untersuchungszeitraum dieser Studie stellt also gerade mal den Startpunkt der zu erwartenden Effekte dar. Untersuchungen über längere Zeiträume werden mit Spannung erwartet!
Lactobacillus Gasseri
Lactobacillus gasseri ist als DAS “Abnehm-Probiotikum“ bekannt und seine Effekte sind in der wissenschaftlichen Literatur gut dokumentiert. Erste in vivo Studien zeigen auch, dass dieser Mikroorganismus positive Effekte auf den Cholesterinspiegel hat. Sehr wahrscheinlich sorgt er für eine vermehrte Ausscheidung von Gallensäuren, die die Ausgangssubstanz der körpereigenen Cholesterinproduktion sind.
Lactobacillus rhamnosus
Lactobacillus rhamnosus ist ein ausgiebig untersuchter Mikroorganismus, der positive Effekte auf das Körpergewicht hat. Aber nicht nur das: Er hat zudem Einfluss auf oxidativen Stress, Insulinresistenz, Entzündungsparameter, Cholesterinwerte und Blutfettwerte. Eine spannende zwölfwöchige Studie zeigt, dass die Einnahme von Lactobacillus rhamnosus Effekte auf das Essverhalten haben kann. Binge-eating-Verhalten und Heißhunger wurden unter den Teilnehmern gemildert.
Fazit: Dass das Körpergewicht mit dem Darm-Mikrobiom zusammenhängt, ist Fakt. Aus klinischen Studien wissen wir auch, dass die Einnahme bestimmter Probiotika einen positiven Einfluss auf die Figur hat. Gleichzeitig gilt es allerdings auch weiterhin auf die Kalorienbilanz seiner Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. Denn auch Probiotika sind keine „Wunderpillen“, die Unmengen an Fett auf magische Weise schmelzen lassen. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen trägt dazu bei, die „schlanken“ Darmbakterien zu füttern, sodass sie weiterwachsen und langfristig unterstützen können. Alles in allem ist ein gesundes Darmmikrobiom ein wesentlicher Faktor, der dich bei deinem Weg zu einem gesunden Gewicht unterstützt.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Probiotika zum Abnehmen
Insbesondere Vertreter der Lactobacillen können einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht haben. Allen voran L. gasseri, L. plantarum und L. rhamnosus. Die wissenschaftliche Literatur legt nahe, dass Probiotika mit Kombinationen von verschiedenen Spezies am effektivsten sind. Beispielsweise Lactobacillen und Bifidobakterien.
Am besten eignen sich Präparate mit einer Kombination aus verschiedenen Bakterienspezies, die – wissenschaftlich belegt – zu einem Gewichtsverlust beitragen können: Beispielsweise L. gasseri, L. plantarum und L. rhamnosus. Bifidobakterien und Enterococcus runden ein gutes Probiotikum ab.
Für einige Bakterienspezies konnte in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden, dass sie Faktoren wie BMI, Taille-zu-Hüftumfang-Verhältnis und den viszeralen Fettgehalt positiv beeinflussen können. Einen Bakterienstamm, der auf magische Weise gezielt Bauchfett verbrennt, gibt es leider nicht. Ein gut durchdachtes Probiotikum mit Stämmen von L gasseri, L. plantarum, L. rhamnosus und B. animalis lactis und Enterococcus faecium kann dabei helfen, den Stoffwechsel auf „schlank“ zu programmieren und im Zuge dessen auch überflüssiges Bauchfett loszuwerden.
Weiterführende Literatur
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