Erleben Sie eine innovative Form des Höhentrainings, ganz ohne Berge erklimmen zu müssen: das IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training). IHHT ist bekannt aus dem Bereich Biohacking und bringt zahlreiche Vorteile, nicht nur für Bergsportler:innen. Biohacking Experte Daniel Donhauser klärt Definitionen und Fragen rund um IHHT.
Was ist IHHT überhaupt? Die Definitionen:
- IHHT = Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training
- Hypoxie = Der Körper bekommt weniger Sauerstoff
- Hyperoxie = Der Körper bekommt zu viel Sauerstoff
IHHT wird häufig allein mit „Hypoxie“ assoziiert, da der Großteil des Trainings in der Phase des Sauerstoffmangels stattfindet. Doch der Wechsel zwischen Hypoxie und Hyperoxie ist entscheidend: Durch das gezielte Zusammenspiel von Sauerstoffmangel und Sauerstoffüberschuss wird der Körper stimuliert, seine Effizienz zu steigern, die Stressresistenz zu erhöhen und die Regenerationsfähigkeit zu verbessern.
5 Gründe, warum Sie IHHT ausprobieren sollten
- Verbesserter Stoffwechsel: IHHT verbessert die Durchblutung und unterstützt die Neubildung von Mitochondrien – den „Kraftwerken“ der Zellen. Dies führt zu einer effektiveren Energieproduktion und einem optimierten Stoffwechsel.
- Unterstützung beim Fettabbau: Der gezielte Sauerstoffmangel während des Trainings aktiviert die Fettverbrennung und erleichtert den Abbau von Langzeit-Fettdepots. Dies kann den Gewichtsverlust unterstützen und dabei helfen, Körperfett gezielt zu reduzieren.
- Bessere Lungenfunktion: Durch die Förderung der Gefäßneubildung wird die Sauerstoffversorgung im gesamten Körper verbessert. Das hat einen positiven Effekt auf die Atmung und die Funktion der Lunge, was besonders für Menschen mit eingeschränkter Lungenkapazität vorteilhaft ist.
- Steigerung der körperlichen Leistung: IHHT erhöht die Anzahl der Mitochondrien und sorgt für eine optimale Sauerstoffversorgung der Muskeln. Dies steigert die Ausdauer und Kraft und kann sportliche Leistungen messbar verbessern. Sportler profitieren von einer schnelleren Regeneration und einer insgesamt besseren Leistungsfähigkeit.
- Förderung der Fruchtbarkeit: Anhand des allgemein positiven Effekts von IHHT auf die Mitochondrien und die Allgemeingesundheit könnte sich die Therapie auch positiv auf die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen auswirken. Bei Männern könnte die Therapie die Spermienqualität indirekt durch eine optimierte Zellgesundheit verbessern. Bei Frauen könnte die gesteigerte Durchblutung und die bessere Versorgung der Gewebe die reproduktive Gesundheit unterstützen.
Hilft IHHT bei Long Covid?
Long Covid ist eine komplexe Folgeerkrankung, die sich durch vielfältige Symptome wie Herzrasen, eingeschränkte Herzleistung, Gefäßentzündungen und Atemprobleme zeigt. Erste Studien und Erfahrungen legen nahe, dass das Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training (IHHT) eine wirksame Unterstützung bei der Linderung dieser Beschwerden bieten könnte.
IHHT fördert die Gefäßgesundheit, indem es die Gefäße geschmeidiger und weiter macht. Dadurch kann die Durchblutung verbessert und der Sauerstofftransport im Körper optimiert werden. Außerdem regt IHHT die Neubildung von Mitochondrien an – den Energieproduzenten der Zellen. Besonders bei Long Covid, wo es häufig zu Herzmuskelentzündungen kommt, kann IHHT helfen, die Energieproduktion in der verbleibenden gesunden Herzmuskulatur zu steigern.
Darüber hinaus unterstützt IHHT die Bildung neuer Gefäße, einschließlich kleiner Kapillargefäße und Herzkranzgefäße. Dies verbessert den Gasaustausch in der Lunge und steigert die Sauerstoffversorgung im gesamten Körper. Menschen mit Long Covid könnten so ihre Belastbarkeit und Energie zurückgewinnen.
Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)
Ein häufiges Begleitsymptom von Long Covid ist das Chronische Müdigkeitssyndrom (CFS), das oft auf ein Problem mit der ATP-Produktion zurückzuführen ist – der zentralen Energiequelle der Zellen. IHHT kann hier gezielt eingreifen, indem es die ATP-Bildung durch die Steigerung der Mitochondrienanzahl und -funktion unterstützt.
Während der Corona-Hochphase haben viele Patient:innen IHHT genutzt, um ihre Symptome zu lindern. In der Regel sind 30 bis 60 Anwendungen notwendig, doch die Ergebnisse sind oft sehr positiv und können eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität bewirken.
Höhentraining als ideale Vorbereitung für Extremsportler:innen
Höhentraining ist eine bewährte Methode, um die körperliche Leistungsfähigkeit gezielt zu steigern – besonders für Extremsportler:innen, die sich auf Herausforderungen in großen Höhen vorbereiten. Obwohl die Luft auf Meereshöhe stets etwa 21 % Sauerstoff enthält, verändert sich die Dichte der Luftschichten mit zunehmender Höhe. Je höher wir steigen, desto weniger Sauerstoffmoleküle stehen pro Atemzug zur Verfügung, da die Luft dünner wird.
Das Prinzip des Höhentrainings basiert auf diesem Sauerstoffmangel: Der Körper reagiert, indem er die Produktion roter Blutkörperchen steigert, um den Sauerstofftransport zu optimieren. Früher war dies sogar ein Thema im Zusammenhang mit Doping, doch heutzutage setzen Sportler:innen auf legale und natürliche Methoden wie das IHHT.
IHHT simuliert die Bedingungen des Höhentrainings – bequem im Liegen und unter kontrollierten Bedingungen. Es ist eine effektive Möglichkeit, die Belastung zu verdoppeln, ohne sich in die Berge begeben zu müssen.
Nebenwirkungen von IHHT
Eine mögliche Nebenwirkung kann auftreten, wenn das Training zu intensiv durchgeführt wird. Sauerstoffmangel ist für den Körper eine Form von Stress, und die Anpassung erfolgt immer durch eine gezielte Belastung. Wird diese Belastung jedoch zu groß – beispielsweise durch zu viele „Höhenmeter“ oder eine zu geringe Sauerstoffzufuhr – kann das System überfordert werden. Es kann lediglich vorkommen, dass man sich einen Tag lang etwas müder fühlt. Langfristige Nebenwirkungen sind jedoch nicht zu erwarten – im Gegenteil, IHHT bringt zahlreiche positive Effekte für die Gesundheit.
Bevor Sie mit IHHT beginnen, sollten bestimmte Vorerkrankungen abgeklärt werden. Menschen mit einem Herzschrittmacher, einem kürzlich erlittenen Schlaganfall oder akuten Gefäßerkrankungen wie Thrombosen sollten zunächst mit einem Arzt Rücksprache halten. Während IHHT zur Prävention solcher Erkrankungen ideal geeignet ist, ist es bei akuten Beschwerden nicht ratsam. Auch Schwangere sollten auf IHHT verzichten.
Wird IHHT von der Krankenkasse übernommen?
In einigen Ländern, wie beispielsweise in Deutschland, wird die IHHT Therapie bereits von den gesetzlichen Krankenkassen als schulmedizinische Maßnahme anerkannt und übernommen. In Österreich wird IHHT hingegen meist im Rahmen von Zusatzversicherungen abgedeckt. Ob die Kosten tatsächlich übernommen werden, hängt von der jeweiligen Versicherung und den Vertragsbedingungen ab. Sollten Sie IHHT in einem BIOGENA Biohacking Lab durchführen, stellen wir Ihnen gerne eine Rechnung aus. Allerdings können wir nicht garantieren, dass diese von Ihrer Versicherung akzeptiert wird. Wir empfehlen daher, sich im Vorfeld bei Ihrer Kasse oder Zusatzversicherung über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren.
Häufig gestellte Fragen zu IHHT
Beim IHHT wechselt der Körper zwischen Phasen mit Sauerstoffmangel (Hypoxie) und Sauerstoffüberschuss (Hyperoxie), um die Zellregeneration und Leistungsfähigkeit zu fördern.
Der Körper erhält mehr Sauerstoff als gewöhnlich, was die Regeneration fördert und Entzündungen reduziert.
Der Körper erfährt Sauerstoffmangel, wodurch die Produktion roter Blutkörperchen angeregt und die Mitochondrienfunktion verbessert wird.
2–3 Sitzungen pro Woche sind ideal, um nachhaltige Effekte zu erzielen.
Die IHHT Anwendung dauert 40 bis 50 Minuten und erfolgt entspannt im Liegen, während Sie eine Sauerstoffmaske tragen. Der Sauerstoffgehalt unter der Maske wird abwechselnd erhöht und verringert, was einem Wechsel zwischen 0 und 4000 Höhenmetern entspricht. Die Anwendung ist vollkommen schmerzfrei und erfordert keine körperliche Anstrengung.
Quellen
Hadanny, A., Efrati, S. 2020. The Hyperoxic-Hypoxic Paradox. Biomolecules. 10(6):958. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32630465/
Glazachev, O. et al. 2017. Adaptations following an intermittent hypoxia-hyperoxia training in coronary artery disease patients: a controlled study: Cardiopulmonary and metabolic adaptations after intermittent hypoxia-hyperoxia training. Clin Cardiol. 40(6):370–376. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28323322/
Workman, C., Basset, F. A. 2012. Post-metabolic response to passive normobaric hypoxic exposure in sedendary overweight males: a pilot study. Nutr Metab. 9(1):103. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23157699/
Burtscher, M. 2012. Effects of Intermittent Hypoxic Training on Exercise Tolerance in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. In: Intermittent Hypoxia and Human Diseases. Xi L. & Serebrovskaya T.V., Eds. 127–134. Springer, London. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19688232/
Serebrovskaia, T. V. et al. 1998. [A method for intermittent hypoxic exposures in the combined treatment of bronchial asthma patients]. Lik Sprava. (6):104–108. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9844890/
Kostenko, A. A. et al. 2022. Hypoxic training in rehabilitation of patients at the early stages of recovery after SARS-CoV-2 pneumonia. Vopr Kurortol Fizioter Lech Fiz Kult. 99(4):11. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36083812/
Biallowons, R. 2022. Höhentraining als Therapieoption bei Post- oder Long-Covid-Syndrom. Erfahrungsheilkunde. 71(05):292–295.
Galvin, H. M. et al. 2013. Repeated sprint training in normobaric hypoxia. Br J Sports Med. 47(Suppl 1):i74–i79. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24282212/
Filopoulos, D. et al. 2017. Normobaric hypoxia increases the growth hormone response to maximal resistance exercise in trained men. Eur J Sport Sci. 17(7):821–829. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28445110/