Biohacking

Rotlicht – welche Wirkung hat der Trend?

von Dr. Katharina Medek
am 14.04.2025
Frau mit schwarzer Schutzbrille die unter Rotlicht liegt

Ob zur Regeneration nach dem Sport, als Beauty-Booster oder Stimmungsaufheller – die Anwendung von Rotlicht ist in aller Munde. Sportler:innen schwören auf rotbeleuchtete Kabinen, Influencer:innen präsentieren sich mit futuristischen LED-Masken, und viele erhoffen sich Anti-Aging-Wunder. In ihrer Praxis wird Hautärztin Frau Dr. Katharina Medek täglich gefragt: Funktioniert das wirklich? Höchste Zeit also, die wissenschaftlichen Fakten zu erklären:

Was ist eigentlich Rotlicht?

Rotlicht ist eine spezielle Form von Licht, die im sichtbaren Bereich des Lichtspektrums liegt – genauer gesagt bei Wellenlängen zwischen etwa 620 und 750 Nanometern. Es ist also ganz natürliches, rotes Licht - vielleicht erinnert dich das auch an etwas? Richtig: Sonnenauf- oder -untergang. Genau diese warmen, natürlichen Lichtverhältnisse werden bei der Rotlichtanwendung gezielt nachgeahmt. Rotlicht wirkt vor allem auf die oberen Hautschichten und die darunterliegenden Gewebe.

Direkt angrenzend ans sichtbare Rotlicht liegt das nahinfrarote Licht (NIR) – für unser Auge unsichtbar, aber mit spürbarer Wirkung in der Tiefe. Nahinfrarotlicht dringt deutlich tiefer in den Körper ein als Rotlicht. Diese tiefere Wirkung ermöglicht es, auch tiefere Muskel- und Gewebeschichten zu erreichen. Viele moderne Anwendungen kombinieren beides: sichtbares Rotlicht und nahinfrarotes Licht. Das Ergebnis? Eine Lichttherapie, die an der Oberfläche beginnt und tief im Gewebe wirken kann.

Im Kontext der Rotlichtanwendung taucht häufig der Begriff LLLT auf – die Abkürzung für Low-Level Laser Therapy. Hierbei wird Licht mit geringer Energie über spezielle Laser oder LEDs eingesetzt, um Regenerationsprozesse im Körper anzuregen. In einer Rotlichtkabine wird der Low-Level-Laser zusammen mit Rotlicht und Nahinfrarotlicht kombiniert.

5 Gründe, warum du Rotlicht ausprobieren solltest

Rotlicht ist mehr als nur warm – es ist ein stiller Unterstützer für Körper und Geist. Hier zeigen wir dir, wie vielseitig die Effekte von Rotlicht sein können:

1. Entzündungen runter, Abwehrkräfte rauf

Rotlicht kann anti-entzündliche Prozesse begleiten und so dein Immunsystem sanft unterstützen. Eine kleine Hilfe, wenn dein Körper Großes leistet.

2. Gut durchblutet – gut versorgt

Die wohltuende Wärme des Rotlichts kann die Blutgefäße erweitern und die Durchblutung anregen. Das bringt frischen Schwung in beanspruchte Bereiche und unterstützt die natürliche Versorgung deines Gewebes.

3. Regeneration

Rotlicht kann die körpereigene Reparatur und Erneuerung auf Zellebene begleiten – egal ob nach dem Sport, bei Muskelverspannungen oder einfach zur täglichen Pflege.

4. Kollagenkick für deine Haut

Rotlicht stimuliert die Kollagenbildung – ein natürlicher Anti-Aging-Effekt, der deine Haut von innen heraus unterstützt und für ein glatteres, gefestigteres Hautbild sorgen kann.

5. Wärme, die Schmerzen lindern kann

Ob ziehende Muskeln oder verspannte Gelenke – Rotlicht kann zur Schmerzlinderung beitragen und dir helfen, dich wieder freier zu bewegen.

Wirkung von Rotlicht auf deinen Körper

Studien zeigen: Es kann die Blutgefäße weiten – und damit die Durchblutung fördern. So gelangen Sauerstoff und Nährstoffe schneller dorthin, wo dein Körper sie gerade braucht. Klingt simpel – ist aber essenziell für Regeneration und Energie.

Ein spannender Forschungsansatz beschäftigt sich mit der Wirkung von Rotlicht auf die Mitochondrien – also jene Zellbestandteile, die auch als unsere inneren „Kraftwerke“ bekannt sind. Durch gezielte Lichtimpulse könnten sie ihre Aktivität steigern und vermehrt ATP produzieren – genau jene Energieform, die unsere Zellen antreibt. Das kann den Zellstoffwechsel in Schwung bringen, Reparaturprozesse unterstützen und oxidativen Stress reduzieren – alles zentrale Faktoren für Energie, Vitalität und eine gute Regeneration.

Rotlicht findet heute in vielen Bereichen Anwendung – besonders bekannt ist es aus der Muskelregeneration oder zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.

Aber auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma berichten von positiven Effekten. Und in der Forschung werden mögliche unterstützende Wirkungen bei neurodegenerativen Erkrankungen (wie Alzheimer), Autoimmunerkrankungen oder Diabetes untersucht.

Auch die innere Balance profitiert: Erste Studien bringen Rotlicht mit verbesserter Schlafqualität und einem positiveren Grundgefühl in Verbindung. Ein schöner Reminder, dass Wohlbefinden nicht kompliziert sein muss – manchmal reichen schon ein paar Minuten Licht.

Für alle, die mehr aus dem Training holen wollen: Ein spannender Zusatz für sportlich Aktive: In Leistungsstudien wird Low-Level-Lasertherapie (LLLT) oft vor dem Training eingesetzt – mit Effekten auf Muskelkraft, Ausdauer und eine geringere Ermüdung. Vielleicht ist ein kurzer Besuch in der Rotlichtkabine also genau das Upgrade, das deinem Warm-up noch gefehlt hat?

Rotlichtkabine, Lampe oder Maske – welche Anwendung passt zu dir?

Rotlichtkabine

Sie sorgt für eine Ganzkörperbestrahlung und kombiniert Rotlicht, Nahinfrarotlicht und Low-Level-Laser-Therapie, um tief in die Haut einzudringen und sogar die Muskeln direkt zu erreichen. Diese gezielte Lichttherapie regt die Durchblutung an, löst Verspannungen und hilft, sowohl oberflächliche als auch tiefere Muskelbereiche zu entspannen und zu regenerieren.

Rotlichtlampen:

Für alle, die es kompakt mögen, ist die Rotlichtlampe ein echter Klassiker – ideal bei punktuellen Beschwerden wie Verspannungen. Doch sie kann noch mehr: Viele Menschen setzen das warme Licht auch bei Erkältungssymptomen wie verstopfter Nase, Stirnhöhlenentzündung oder Ohrenschmerzen ein.

Studien weisen sogar auf eine mögliche Reduktion von Bakterien im bestrahlten Bereich hin. Neben den bekannten Anwendungen bei Haut und Zellstoffwechsel also ein weiterer spannender Aspekt.

Tipp bei Schnupfen: Nasenspray verwenden, etwa 15 Minuten einwirken lassen – und dann mit einer Schutzbrille ab vor die Rotlichtlampe. So kann die Wärme ihre Wirkung entfalten – genau dort, wo du sie brauchst.

Rotlicht LED-Masken: 

Wenn es um gezielte Hautpflege geht, sind LED-Rotlichtmasken längst kein Geheimtipp mehr. Sie richten ihren Fokus auf Gesicht und Hals – und sind vor allem im Anti-Aging-Bereich gefragt. Kein Wunder: Studien zeigen, dass rotes LED-Licht eine Rolle bei der körpereigenen Kollagenproduktion spielen kann. Und genau die ist wichtig, wenn es um feine Linien, Festigkeit und den berühmten Glow geht.

Doch der Effekt geht weit über Well-Aging hinaus: Die speziellen Lichtwellen können laut Forschung auch bestimmte Hautzellen aktivieren – was Prozesse wie Regeneration und Hauterneuerung in Gang setzen kann. Spannend dabei: In wissenschaftlicher Literatur finden sich Hinweise auf mögliche positive Effekte bei entzündlichen Hautzuständen wie Akne oder Schuppenflechte, bei Pigmentstörungen wie Hyperpigmentierungen oder Vitiligo – und sogar in Zusammenhang mit Herpes oder dessen Prävention. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rotlichtlampen mit Glühfaden entwickeln LED-Masken kaum Wärme.

Fazit: Es kommt ganz darauf an, was du brauchst. Ob Entspannung, Hautpflege oder gezielte Regeneration – Rotlicht hat viele Facetten. Und du entscheidest, welche am besten zu deinem Alltag passt.

Häufig gestellte Fragen zu Rotlicht

Neben Entspannung und Stimmungsaufhellung verspricht die Anwendung von rotem Licht eine Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Förderung der Durchblutung und Regeneration von Gewebe.

Wird Rotlicht regelmäßig konsequent angewandt, lassen sich folgende Verbesserungen der Haut beobachten: Fältchen werden gemindert und Poren verkleinert. Die Haut wird straffer, der Teint strahlend, Hautunreinheiten, Hyperpigmentierungen und Irritationen und Entzündungen werden weniger. Zudem soll durch den gezielten Einsatz auch die Wundheilung verbessert und beschleunigt werden.

Wie schnell die Rotlichttherapie wirkt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Während es sofort oder direkt danach zur Entspannung und Schmerzlinderung kommen kann, braucht es für langfristige Effekte, wie zum Beispiel die Verbesserung der Haut, mehrere Sitzungen und eine regelmäßige Anwendung. Eine positive Veränderung durch die Anregung der Kollagen- und Elastinproduktion ist frühestens nach 4-8 Wochen zu merken.   

Ja, erste Studien deuten darauf hin, dass Rotlicht einen positiven Einfluss auf die Schlafqualität haben kann.

Der Unterschied zwischen Infrarotstrahlung und Rotlicht liegt in den Wellenlängen und Anwendungen: Infrarotsaunen erzeugen intensive Wärme, die tief ins Gewebe eindringt und für Muskelentspannung oder Entgiftung ideal ist. Die Rotlichttherapie hingegen nutzt gezielte Wellenlängen, um zelluläre Prozesse wie Wundheilung oder Entzündungsreduktion zu fördern, ohne Wärme zu erzeugen. Häufig wird Rotlicht mit Nahinfrarotlicht kombiniert, um die Wirkung zu verstärken und noch tiefere Gewebeschichten zu erreichen.

Quellen:

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