Diese Woche titelten zahlreiche Medien und Onlineportale „Fischöl schützt wohl doch nicht vor Herzinfarkt“ und „Internationale Studien sehen keine Vorteile von Omega-3-Fettsäuren“ und verunsicherten damit zahlreiche Menschen, die Omega-3-Fettsäuren als wichtige Ergänzung ihrer täglichen Ernährung ansehen. Nach näherer Betrachtung der zugrunde liegenden Studienergebnisse rücken die Aussagen jedoch in ein völlig anderes Licht.
Die erwähnten Medienberichte bezogen sich auf die Ergebnisse eines aktuellen Kongresses der American Heart Association sowie auf eine weitere groß angelegte Studie, welche die angeblich fehlende Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren belegte. Betrachtet man die Ergebnisse des Kongresses im Detail, fällt auf, dass die teilnehmenden Fachexperten ausschließlich die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf das Vorhofflimmern diskutierten, ihre Auswirkungen auf Herzinfarkte, plötzlichen Herztod und weitere kardiovaskuläre Indikationen wurde jedoch nicht angesprochen. Von nicht untersuchten Indikationsbereichen auf die fehlende Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren zu schließen, stellt zumindest die journalistische Qualität infrage.
Die zweite Studie, die den Omega-3-Fettsäuren vermeintlich Unwirksamkeit unterstellte, war die sogenannte STRENGTH-Studie. Hier versuchte ein namhaftes Pharmaunternehmen, ein Omega-3-haltiges Arzneimittel (welches durch die geänderte Darreichungsform nur noch wenig mit einem herkömmlichen Omega-3-Präparat zu tun hatte) für die Cholesterinsenkung zuzulassen; ohne Erfolg. Abermals wurde diese Studie von Medien und Onlineportalen als Beweis für die fehlenden Vorteile von Omega-3-Fettsäuren herangezogen, ohne auch nur einen Blick auf die Art der Intervention, das Studiendesign, die Auswahl der Probanden und viele weitere Faktoren zu werfen.
„Welchen Berichten und Studien zu Omega-3-Fettsäuren kann man noch trauen?“, fragte sich unser 20-köpfiges Wissenschaftsteam rund um Michael Wäger, BSc., MSc., Biochemiker, Teamleiter und Experte Wissensmanagement. „„Nach international geltenden wissenschaftlichen Kriterien gilt eine Metaanalyse immer noch als der Goldstandard wissenschaftlicher Studien. Metaanalysen wählen aus Hunderten publizierten Studien über Omega-3-Fettsäuren die qualitativ hochwertigsten aus und versuchen, Aussagen zu treffen, die dem höchsten wissenschaftlichen Evidenzgrad entsprechen.“, erläutert er.
Unumstrittene Vorteile
Im Sommer 2020 wurde eine der letzten groß angelegten Metaanalysen zu Omega-3-Fettsäuren und die Herzgesundheit publiziert, welche an den klaren Vorteilen von Omega-3-Fettsäuren keine Zweifel ließ:
- ein um -29 % reduziertes Risiko für Myokardinfarkt/Herzinfarkt
- ein um -26 % reduziertes Risiko für eine Koronarthrombose
- ein um -27 % reduziertes Risiko für instabile Angina Pectoris
- ein um -22 % reduziertes Risiko für größere Herz-Kreislauf-Events sowie
- ein um -21 % reduziertes Risiko für den plötzlichen Herztod
Diese Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: Omega-3-Fettsäuren haben einen unzweifelhaften Stellenwert, der auf einem Evidenzgrad und einer Präzision basiert, welche seinesgleichen suchen. Sie bestätigen nachweislich den Einsatz von Omega-3-Fettsäuren im Rahmen der Therapie und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das große Potenzial von Omega-3-Fettsäuren sollte selbst nach dieser unkritischen Berichterstattung unangetastet bleiben.