Leben

Das Immunsystem bei Kindern unterstützen

von Mag. Margit Weichselbraun
am 20.09.2023

Wieso das Immunsystem aus Schaden klug wird und welche Rolle Mikronährstoffe spielen

Was haben das kindliche Immunsystem und Kinder gemeinsam? Beide haben noch viel zu lernen. Während Kinder die Welt spielend erkunden und dabei Stöcke und Steine sammeln, entdeckt das kindliche Abwehrsystem sein mikrobielles Umfeld und sammelt auf diesem Wege Kampferfahrung. Damit beide „Jungspunde“ für die Abenteuer des Lebens gut gewappnet sind, leisten ihnen Mikronährstoffe wichtige Schützenhilfe.

Herbstzeit = Immunzeit – besonders für Kinder!

Wenn das erste kühle Lüftchen die sonnenverwöhnte Nase umweht, dann ist es bald wieder an der Zeit, den heißen, lichtdurchfluteten Tagen Lebewohl zu sagen. Mit den kühler werdenden Temperaturen hängt man nicht nur die luftige Sommerkleidung an den Nagel, auch das Thema Abwehrkräfte rückt wieder verstärkt in den Fokus. Gerade Eltern liegt hierbei nicht nur ihr eigenes Immunsystem, sondern auch besonders jenes ihrer Kinder am Herzen. Schließlich befindet sich das kindliche Abwehrsystem noch in Ausbildung und wird nicht nur durch den Jahreszeitenwechsel gefordert, sondern auch durch Sozialkontakte in Schulen, Kindergärten und Co.

Kinderjahre: auch das Immunsystem lernt und reift

Wenn ein Baby das Licht der Welt erblickt, steckt sein Immunsystem noch in den Kinderschuhen. Zwar verfügt der neue Erdenbürger über eine angeborene Immunabwehr, die unerwünschte Eindringlinge unspezifisch erkennen und vernichten kann, die spezifische Immunabwehr – ein weiteres schlagkräftiges Abwehrsystem – muss im Laufe der ersten zehn Lebensjahre jedoch erst heranreifen. Während also Kinder ihre Umwelt neugierig erkunden und die ein oder andere „Trophäe“ mit nach Hause schleppen, sammelt die kindliche Immunabwehr Kampferfahrung und lernt zwischen harmlosen und zu bekämpfenden Mikroorganismen zu unterscheiden.

Die spezifische Immunabwehr – die Spezialeinheit der Körperpolizei

Um einen Erreger mit spezifischen Mitteln bekämpfen zu können, muss das Immunsystem mit dem Angreifer früher schon in Berührung gekommen sein. Nur so kann es „aus Schaden klug“ geworden sein und den Eindringling in seinem Gedächtnis abgespeichert haben. Kommt die Körperpolizei mit dem Angreifer abermals in Kontakt, erinnern sich bestimmte Spezialeinheiten (Lymphozyten) an ihn, Antikörper werden produziert und der Keim schnell und gezielt vernichtet. Etwa mit dem 10. Lebensjahr hat das Immunsystem die härteste Ausbildungsphase überstanden; es kennt die häufigsten mikrobiellen Vertreter des Umfelds und ist zum Elitekämpfer herangereift.

Der Darm: Ein wichtiges Immunorgan – auch bei Kindern

Der Darm ist von Kindheitsbeinen an ein wichtiger Akteur unseres Immunnetzwerks. Um unerwünschte Gäste zu vertreiben, greift er hierbei auf ein ausgeklügeltes dreischichtiges Verteidigungssystem zurück: die Darmschleimhaut, die Darmflora sowie das „darmassoziierte Immunsystem“ (GALT). Letzteres beeindruckt mit ungeahnten Zahlen: So befinden sich 70 % aller Immunzellen in Dünn- und Dickdarm und knapp 80 % unserer Abwehrreaktionen laufen hier ab. Außerdem bildet unsere 100-Billionen-starke Darmflora ein Bollwerk gegen schädliche Eindringlinge und trainiert unsere Immunzellen ein Leben lang.

Darmpflege beginnt in der Kindheit

Umso wichtiger ist es, den Darm und seine Bewohner bereits in Kindheitstagen gesund zu halten. Dies gelingt mit einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung am besten. Unseren kleinen Mitbewohnern, den Darmbakterien, schmecken lösliche Ballaststoffe (z. B. aus Leinsamen, Flohsamen, Chicorée, Äpfeln, Zitrusfrüchten) besonders gut.

Tipps für ein fittes kindliches Immunsystem

Ein gut funktionierendes, schlagkräftiges Schutzsystem ist die beste Verteidigung. Ganz in diesem Sinne kann „Kind“ mit folgenden Tipps gut gerüstet werden:

  1. Einen Regenbogen essen. Damit das kindliche Immunsystem seine von Natur gegebene volle Schlagkraft entfalten kann, muss es mit allen Nährstoffen einer gesunden Ernährung „gewaschen“ sein. Eine ausgewogene vitalstoffreiche Ernährung bildet hierfür die beste Grundlage. Gerade in Essensbelangen sind in erster Linie die Eltern gefragt. Hierbei gilt: Wer zu frischen und bunten Lebensmitteln greift und saisonale und regionale Produkte wählt, serviert seiner Familie eine kräftige Portion Vitamine und Mineralstoffe.
  2. Mit Sonnenvitamin rüsten. Vitamin D ist ein wichtiger Immunnährstoff, der dem kindlichen Immunsystem Schützenhilfe gewährt. Es leistet einen Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems bei Kindern. Während für Babys eine Vitamin-D-Supplementierung bis zu ihrem zweiten Frühling von offizieller Stelle empfohlen wird, sollten Eltern (nach kinderärztlicher Rücksprache) bei älteren Sprösslingen dafür Sorge tragen, dass auch diese in den Genuss einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung kommen. Mehr zum Thema Kinder, Babys und Vitamin D erfahren Sie hier.
  3. Zeit zum Luftschlösser schenken. Stress schadet dem Immunsystem. Dies gilt für Groß und Klein. Nachdem sich die Familie im Sommer schnell und gerne mal eine Auszeit gegönnt hat, kehrt im Herbst das altbekannte Hamsterrad zurück. Umso wichtiger ist es, dass man Kindern Ruhepausen gönnt, in denen sie keinerlei Verpflichtungen nachgehen müssen und einfach nur Kind sein dürfen.
  4. Frischluft schnappen. Überzeugte Couch-Potatoes werden nun vermutlich einzuwenden haben, dass sich Kinder in der feucht-kalten Jahreszeit draußen bestenfalls einen Schnupfen holen. Doch das Gegenteil ist der Fall! Bewegung in Mutter Natur baut nicht nur Stress ab, sie regt auch Kreislauf und Durchblutung an, fördert gute Laune und einen gesunden Schlaf. All diese Effekte sind einem gesunden Immunsystem zuträglich. In diesem Sinne: Alle warm einpacken und ab ins Freie!
  5. Hände weg von Keimen. Wurden Niesen und Husten lange Zeit als die schlimmsten Keimschleudern abgestempelt, weiß man mittlerweile, dass Erkältungsviren meist den Weg über die Hände nehmen. Dementsprechend sind Griffe von Türen und Öffis unterschätzte Ansteckungsquellen. Und da sich Kinder oft und gerne mit den Fingern ins Gesicht fahren, haben Erkältungsviren leichtes Spiel. Aus diesem Grund sollte regelmäßiges gründliches Händewaschen für jedes Kind eine Selbstverständlichkeit sein.
  6. Aber auch: Finger weg von Sterilität. Hygiene ist wichtig, keine Frage. Dennoch muss dem heranreifenden Immunsystem die Möglichkeit gegeben werden, Kampferfahrung zu sammeln. Übertriebene Sauberkeit unterfordert das kindliche Abwehrsystem und verringert so seine Abwehrzellen. Kinder, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, weisen ein nur halb so großes Risiko auf, an Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken. Deshalb gilt: Den eigenen Nachwuchs gerne einmal in Gartenerde, Pfützen und Co spielen lassen – Kind und Immunsystem werden ihren „Spaß“ daran haben.
  7. Ausreichend Flüssigkeit. Um die Schleimhäute feucht zu halten, sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind über den Tag verteilt genügend trinkt, am besten Wasser.

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Literatur beim Verfasser.

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