Biohacking – so hacken Sie Ihren Körper

von Daniel Donhauser
am 24.10.2024
Biohacking Kälte

Sie wollen Ihren Körper und Geist in Bestform bringen?  Eine Mischung aus modernster Wissenschaft und jahrhundertealten Praktiken macht es möglich. Biohacking Experte Daniel Donhauser zeigt Ihnen die wichtigsten Biohacks & klärt die Fragen aller Fragen: was ist Biohacking überhaupt und warum brauchen wir es?

Biohacking: Was ist das?

Im Kern verbindet Biohacking zwei wesentliche Konzepte: „Biologie“ und „Hacken“. Das Wort „Hacken“ sollte in diesem Zusammenhang jedoch nicht negativ verstanden werden – es geht nicht um das Eindringen in Systeme, sondern um das Optimieren der eigenen Biologie: Also den Körper und Geist durch gezielte Maßnahmen, wie Ernährungsoptimierung, Schlafverbesserung, mentale Techniken oder Technologieeinsatz, in Bestform bringen.

Darum ist Biohacking heute notwendig

Auf den ersten Blick könnte man sich fragen, ob es in einer Welt des Wohlstands überhaupt notwendig ist, sich mit Biohacking zu beschäftigen. Schließlich haben wir Zugang zu Nahrung und Technologie, und einen komfortablen Lebensstil wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Aber genau hier liegt das Problem: Unsere Biologie ist auf diesen Wohlstand nicht vorbereitet. Unsere Vorfahren lebten unter völlig anderen Bedingungen. Jeden Tag mussten sie sich Herausforderungen wie Hunger, Kälte und anderen Gefahren stellen. Ein Mensch, der vor Tausenden von Jahren in einer Höhle aufwachte, konnte nicht einfach zum Kühlschrank gehen, sondern musste sein Zuhause verlassen. Somit war die Nahrungssuche immer auch mit Bewegung verbunden, dabei war aber nicht sichergestellt, dass man erfolgreich war. Unfreiwilliges Fasten war entsprechend oft das Ergebnis, dabei entwickelte Menschen aber einen optimalen Stoffwechsel, welcher auch auf Fettreserven zurückgreifen konnte.

Die Welt unserer Vorfahren war geprägt von kurzen, intensiven Stressphasen, die nur beim Jagen oder Flüchten auftraten und durch körperliche Anstrengung – wie schnelles Laufen – sofort wieder abgebaut wurden. Chronischer Stress, wie wir ihn heute erleben, war ihnen fremd. Folglich gab es auch keine stress-induzierten Zivilisationserkrankungen.

Heute müssen wir weder schwitzen oder frieren, noch hungern oder uns bewegen, um zu überleben. Unsere Biochemie ist aber auf diesen Prozessen aufgebaut. Das Wort Biohacking klingt zwar futuristisch, in Wirklichkeit versucht man aber, zum ursprünglichen Leben zurückzukehren, für das unser Körper gebaut ist: intuitiv essen, fasten, sich bewegen, Kälte, Hitze, den Boden spüren und vieles mehr. Ist Biohacking also wirklich für jede:n notwendig? Ein klares Ja.

Was lässt sich alles hacken? Die wichtigsten Biohacks:

1. Schlaf: Die Basis von allem

Schlaf ist der wichtigste Biohack überhaupt. Während Sie schlafen, können Sie nicht essen, kämpfen/fliehen oder sich vermehren, was evolutionsbedingt unser primäres Ziel ist – und doch hat sich Schlaf in der Evolution durchgesetzt. Warum? Weil er einfach notwendig ist. Schlaf ist die Grundlage für alle Regenerationsprozesse im Körper. Ohne ihn funktioniert nichts richtig. Wenn Sie also mit der Optimierung des Körpers beginnen wollen, dann ist Schlaf das Fundament. Mehr über Strategien für besseren Schlaf finden Sie hier.

2. Bewegung und Training

Bewegung ist essenziell, aber nicht jede Bewegung ist gleich effektiv. Spazierengehen ist gut für die Grundbewegung und hält den Kreislauf in Schwung, reicht aber nicht aus, um wirklich fit und gesund zu bleiben. Krafttraining ist entscheidend, um beispielsweise die Knochendichte zu erhalten oder das Immunsystem zu stärken. Der Schlüssel ist gezieltes Training– sei es Muskelaufbau, Herz-Kreislauf-Training oder allgemeine Fitness.

3. Ernährung und Fasten

Was essen Biohacker? Leider gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, wie man sich als Biohacker optimal ernährt. Es braucht aber keinen strengen Ernährungsplan - einige Grundregeln ergeben aber Sinn: Wenig Zucker, wenig Alkohol, wenig verarbeitete Lebensmittel, viel Obst und Gemüse sowie eine gesunde Routine.

Besonders wichtig ist allerdings der Verzicht, denn Fasten aktiviert Prozesse wie die Autophagie, bei der Zellen kaputte Proteine auflösen. Zellen, die nicht intakt sind, werden verstoffwechselt oder scheiden aus - ein natürlicher Schutzmechanismus gegen Krankheiten. Außerdem schaltet der Körper beim Fasten vom Zucker- auf den Fettstoffwechsel um. Sobald die Kohlenhydratspeicher aufgebraucht sind, greift der Körper auf die Fettreserven zurück – was nicht nur Fettpolster schrumpfen lässt, sondern auch gesundheitliche Vorteile hat.

Tipp: Finde Sie eine Fastenmethode, die in Ihr Leben passt. Auch zwei Tage Intervallfasten pro Woche sind besser als kein Fasten.

Mehr erfahren über Intervallfasten

4. Licht

Licht ist essenziell für die Steuerung des biologischen Rhythmus. Ihr Körper „versteht“, dass es Morgen ist, wenn er ausreichend Licht bekommt. Licht stimuliert die Produktion vom Glückshormon Serotonin – bei Dunkelheit wird hingegen Melatonin freigesetzt, das Müdigkeit verursacht. Ein Spaziergang im Freien, selbst bei bewölktem Himmel, ist wichtig für unser Wohlbefinden und hält uns fit. An sonnigen Tagen reicht oft schon eine halbe Stunde, an bewölkten Tagen sollten Sie mehr Zeit draußen verbringen. Alternativ kann Lichttherapie z.B. in Form von Rotlicht eingesetzt werden.

5. Erden: Kontakt zur Natur

„Erden“ klingt spirituell, hat aber eine wissenschaftliche Grundlage. Das Magnetfeld der Erde beeinflusst unseren Körper. Wenn Sie barfuß über eine Wiese gehen, setzen Sie negativ geladene Ionen frei und verstärken die Ausschüttung von Serotonin, was stimmungsaufhellende Effekte hat. Außerdem verbessert sich dadurch die Blutzirkulation sowie die Versorgung Ihrer Organe.

Tipp: Gehen Sie barfuß auf einer nassen Wiese oder durch einen Bach. Für all jene, die keine Zeit oder Möglichkeit für Barfuß-Erlebnisse haben, schaffen z.B. PEMF-Matten Abhilfe. Diese simulieren innerhalb von einer Stunde das Barfußgehen für mehrere Stunden.

6. Urreize: Kälte & Hitze

Saunieren ist eine bewährte Methode, um den Körper zu entgiften und das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Studien zeigen, dass regelmäßige Saunagänge die sogenannte All Cause Mortality, also das generelle Risiko zu versterben, um bis zu 25% senken können

Tipp: Saunagang ist nicht gleich Saunagang: Für optimale Effekte sollte der Puls während der Anwendung bei etwa 100-120 Schlägen pro Minute liegen, was einem moderaten Ausdauertraining entspricht.

In Kombination mit Kälte – wie einer kalten Dusche oder einem Eisbad nach der Sauna – verstärken Sie diesen Effekt. Kälte kann Entzündungen reduzieren, das Immunsystem stärken und den Stoffwechsel anregen. Eisbaden oder kalt duschen ist nichts für Sie? Dann schafft Kryotherapie Abhilfe: in nur 2-3 min bei – 110 Grad, erreichen Sie ähnliche Effekte. Eine Kältetherapie sollte man ca. 1 – 2 Mal die Woche machen, um nachhaltig Effekte zu erzielen.

7. Atmung: Der unterschätzte Biohack

Atmung wird oft übersehen, obwohl sie essenziell für unsere Gesundheit ist. Wie Sie atmen, beeinflusst Ihren Sauerstoffgehalt und damit Ihre Energieproduktion. Temporärer Sauerstoffmangel (keine Atemnot) – wie beim Höhentraining – kann den Körper leistungsfähiger machen, da er sich an die Knappheit anpasst und besser auf zukünftige Belastungen vorbereitet. Bewusstes Atmen, beispielsweise durch Höhentraining oder spezielle Atemübungen, kann den Stoffwechsel verbessern, die Mitochondrien regenerieren und somit mehr Energie liefern.

Empfehlung IHHT

Machen Sie 2x die Woche IHHT-Training. Dabei wird eine Höhe von ca. 4000 hm simuliert, dadurch nimmt man wenig Sauerstoff auf. Zu wenig Sauerstoff ist der größte (kurzfristige) Stress für den Körper – deshalb startet der Körper ein übertriebenes Reaktionsprogramm, um ihn für zukünftige Mängel vorzubereiten. Die Effekte wurden wissenschaftlich untersucht und zeigen sich in einer Leistungssteigerung (etwa im Sport), einer verbesserten Lungenfunktion, einem optimierten Zellstoffwechsel sowie einer effizienteren Energieproduktion. Darüber hinaus kann es zu einer Normalisierung des Blutdrucks und zur Reduktion von Stresshormonen führen.

Biohacking für Anfänger – was beachten?

Es gibt keine „Einheitslösung“, wenn es um Biohacking geht. Jeder Mensch ist anders, und was für den einen funktioniert, muss nicht unbedingt für den anderen gelten. Probieren Sie die oben genannten Biohacks aus und finden Sie Ihre Routine.

Bereit fürs Hacken? So könnte ein Tag als Biohacker aussehen:

Morgen:

  • Meditation: Starten Sie eine Morgenroutine mit einer 15-minütigen Meditation oder mit Atemübungen.
  • Bewegung und Natur: Ein morgendlicher Spaziergang ohne Schuhe kombiniert drei wichtige Biohacks: Bewegung, Sonnenlicht und Erdung – natürlich kann das auch der Weg zur Arbeit sein.
  • Kalt duschen: Eine kalte Dusche bringt den Kreislauf in Schwung, fördert die Blutzirkulation und kann das Immunsystem stärken. Kälte setzt außerdem Endorphine frei und hilft dabei, den Stoffwechsel zu aktivieren.

 Mittag:

  • Verschieben Sie das Frühstück auf 12–13 Uhr – die 16:8 Intervallfasten-Methode lässt sich zumindest unter der Woche für viele Personen gut in den Alltag integrieren. (Achtung: Sofern Sie bereits sehr gestresst sind, sind 1-2 Fastentage ausreichend)

Nachmittag oder Abend:

  • Investieren Sie eine Stunde in Ihre Gesundheit: Das kann entweder ein Training (bevorzugt Krafttraining) , eine Yoga-Stunde oder eine Session Metabolic Air (IHHT) sein - ganz nach Ihren Präferenzen.

Fazit: Biohacking muss weder teuer noch zeitaufwendig sein – mit einfachen, alltagstauglichen Hacks lässt sich bereits viel für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit erreichen.

Weiterführende Literatur – für alle, die nicht genug von Biohacking bekommen können:

Podcasts: 

Huberman, A. (2021). Huberman Lab [Audio-Podcast]. Scicomm Media. https://open.spotify.com/show/79CkJF3UJTHFV8Dse3Oy0P

Sinclair, D.,A. (2022). Lifespan with Dr. David Sinclair  [Audio-Podcast]. Lifespan Communications LLC. https://podcasts.apple.com/de/podcast/lifespan-with-dr-david-sinclair/id1601709306

Galphin, A. (2024). Perform with Dr. Andy Galphin [Audio-Podcast].  https://www.radio.at/podcast/perform-with-dr-andy-galpin

Attia, P. (2024). The Peter Attia Drive Podcast [Audio-Podcast]. thttps://peterattiamd.com/podcast/

Bücher: 

Huberman, A. (2022). Decoded. Publishdrive.

Sinclar, D.,A. (2020). Das Ende des Alterns. Dumont Buchverlag. 978-3-8321-6558-1

Attia, P. (2024). OUTLIVE: Wie wir länger und besser leben können, als wir denken (4. Auflage). Ullstein eBooks. 978-3864932700

Mackenzie, B., Galpin, A. (2017). Evolve from Technology to Upgrade Your Fitness, Performance, & Consciousness. Victory Belt Publishing. 1-62860-261-9

Häufig gestellte Fragen zu Biohacking

Den Körper und Geist durch gezielte Maßnahmen in Bestform bringen. Diese Maßnahmen werden Biohacks genannt.

Es gibt eine Vielzahl von Biohacks - die gängigsten sind Schlafoptimierung, Bewegung, Ernährung & Fasten, Licht, Kälte und Hitze, Erden, Atmung sowie Nahrungsergänzung.

Eine Fitnessuhr um den Schlaf zu tracken, Atemtechniken zum Einschlafen, eine bestimmte Ernährungsform oder Ausdauertraining sind bereits Methoden, die den Grundprinzipien des Biohacking angelehnt sind.

Es gibt keine bestimmte Ernährungsform für Biohacker. Allerdings legen Biohacker Wert auf saisonale und hochwertige Lebensmittel, legen Fastenphasen ein und ergänzen ihre Ernährung mit Supplements, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Weiteres Wissen rund um Ihre Gesundheit
NADH
NADH: Wirkung auf Körper und Psyche
NADH ist ein lebenswichtiger Coenzym-Baustein, der sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene eine entscheidende Rolle spielt. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Wirkungsweise von NADH auf Körper und Psyche...
Alles über Kollagen - Wirkung, Tagesbedarf & Anwendung
Alles über Kollagen - Wirkung, Tagesbedarf & Anwendung
Kollagen ist derzeit besonders im Beauty- und Wellnessbereich in aller Munde: Das Strukturprotein soll unsere Haut glätten, die Gelenke widerstandsfähig machen und unsere Körperzusammensetzung tunen. Doch was ist eigentlich Kollagen? Welche...
Was Babys bereits im Mutterleib lieben: Omega-3-Fettsäuren
Studie: Babys lieben Omega-3-Fettsäuren bereits im Mutterleib
Die Nährstoffaufnahme der Mutter während der Schwangerschaft beeinflusst den kleinen Menschen frühzeitig. Welchen Einfluss Omega-3-Fettsäuren bereits im Mutterleib auf Augen und Gehirn des Fötus haben, war erst unlängst wieder Gegenstand der...