Vitamine, Mineralstoffe und Co

Folsäure für Männer: Einfluss auf die Fruchtbarkeit

von Dr. Michael Kohlberger, BSc, MSc
am 24.06.2024
Mann der Folsäure nimmt

Folsäure ist vielen als wichtiger Nährstoff für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere bekannt. Das B-Vitamin spielt eine entscheidende Rolle für die gesunde Entwicklung des Embryos. Doch auch für Männer kann eine ausreichende Folsäureversorgung von Vorteil sein – insbesondere, wenn ein Kinderwunsch besteht.

Obwohl Folsäure oft mit der Frauengesundheit in Verbindung gebracht wird, zeigen neuere Studien, dass dieser Nährstoff auch die männliche Fruchtbarkeit positiv beeinflussen kann. In unserem Beitrag gehen wir näher auf die Bedeutung von Folsäure für Männer ein.

Was bedeutet ein Folsäuremangel bei Männern?

Ein Folsäuremangel bei Männern kann, genau wie bei Frauen, vielfältige negative Auswirkungen haben. Zu den möglichen körperlichen Symptomen zählen Blutarmut, blasse Haut und Schleimhäute, erhöhte Blutungsneigung, Infektanfälligkeit, Appetitverlust und Gewichtsabnahme, Magen-Darmprobleme und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Auf neurologischer und psychischer Ebene können folgende Beschwerden auftreten: Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, erhöhtes Risiko für Depressionen, Müdigkeit und Schlaflosigkeit sowie Konzentrationsstörungen.

Insgesamt verdeutlicht dies die Bedeutung einer ausreichenden Folsäureversorgung für die Gesundheit des Mannes.

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Mit Folsäure das Risiko von Geburtsschäden reduzieren

Folsäure ist für werdende Mütter von großer Bedeutung, da dieses B-Vitamin das Risiko von Neuralrohrdefekten wie einer Spina bifida (offener Rücken) beim Ungeborenen deutlich senken kann. Aus diesem Grund wird Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, idealerweise bereits vor der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Empfängnis erhöhte Mengen an Folsäure aufzunehmen.

Alle Informationen zu Folsäure in der Schwangerschaft

Einige Medienberichte deuten nun auch auf einen potenziellen Nutzen von Folsäure für werdende Väter hin. Anlass hierfür ist eine Studie an Mäusen, die zeigte, dass ein Folsäuremangel bei den männlichen Nagetieren mit mehr Geburtsfehlern bei den Nachkommen einherging. Allerdings lassen sich Ergebnisse aus Tierversuchen nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Außerdem könnte der Folsäuremangel in der Studie bereits während der Entwicklung der Versuchstiere selbst aufgetreten sein und weniger mit deren späterer Ernährung zusammenhängen. Schlüssige Studien, die einen Zusammenhang zwischen väterlichem Folsäuremangel und Geburtsschäden beim Menschen belegen, gibt es bislang nicht.

Mit Folsäure zu besserer Fertilität

Es gibt Hinweise darauf, dass Folsäure sich positiv auf die Spermienqualität und Spermienzahl von Männern auswirken kann. Allerdings ist die aktuelle Studienlage hierzu noch begrenzt und die Ergebnisse sind nicht eindeutig.

Einige kleinere Untersuchungen zeigten, dass die Einnahme von Folsäuresupplementen bei Männern mit Fertilitätsproblemen zu einer Erhöhung der Spermienkonzentration sowie einer Verbesserung bestimmter Spermieneigenschaften wie Motilität* und Morphologie** führen kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Folsäure die generelle Spermienqualität positiv beeinflussen kann – besonders zielführend scheint dabei die Kombination mit Zink, das als „Männermineral“ bekannt ist. So wiesen bei Männern mit ausreichender Folsäure-Zufuhr weniger Samenzellen genetische Defekte und Schäden im Erbgut auf als bei Probanden mit Folsäuremangel. Eine ausgeglichene Versorgung mit diesem B-Vitamin könnte somit die zelluläre Integrität*** und Funktionstüchtigkeit der männlichen Keimzellen fördern. Ob diese Effekte jedoch ausgeprägt genug sind, um die Chancen auf eine Schwangerschaft signifikant zu steigern, bleibt zu klären.

Größer angelegte Studien mit höherer Aussagekraft zu den fertilitätsfördernden Wirkungen von Folsäure bei Männern sind noch erforderlich. Die bestehenden Daten deuten zwar darauf hin, dass Folsäure einen potenziell positiven Einfluss auf verschiedene Parameter der Spermiengesundheit haben könnte.

Was ist die Spermienqualität?

Die Spermienqualität bezieht sich auf verschiedene Parameter, die die Beschaffenheit und Funktionstüchtigkeit der Spermien beschreiben. Es geht vor allem um deren Anzahl, Beweglichkeit und Geschwindigkeit.

Die wichtigsten Kriterien für eine gute Spermienqualität sind:

  • Spermienkonzentration – die Anzahl der Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit. Normalwerte liegen bei über 15 Millionen/ml.
  • *Spermienmotilität – die Beweglichkeit und Schwimmfähigkeit der Spermien. Je beweglicher, desto besser können sie die Eizelle erreichen.
  • **Spermienmorphologie – die normale, ovale Form und Struktur der Spermien ohne Formdefekte.
  • Vitalität – der Anteil lebender, intakter Spermien ohne Zellschäden.
  • ***DNA-Integrität – das Erbgut der Spermien sollte möglichst unbeschädigt sein für eine gesunde Befruchtung.

Risiko bei verminderter Spermienqualität

Eine unzureichende Folsäureaufnahme kann sich nachteilig auf die Chromosomenintegrität der Spermien auswirken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Berkeley.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Spermien von Männern mit einer mangelhaften Folsäureversorgung häufiger Auffälligkeiten in Bezug auf die korrekte Anzahl und Struktur der Chromosomen aufwiesen. Solche chromosomalen Abweichungen können im Falle einer Befruchtung jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen wie dem Downsyndrom oder einer Fehlgeburt führen.

Eine intakte Chromosomenausstattung ist ein wichtiger Faktor für eine normale Spermienqualität. Chromosomendefekte gelten als einer der häufigsten Gründe für Fertilitätsprobleme bei Männern. Die Studienergebnisse legen nahe, dass ein Folsäuremangel das Risiko für derartige genetische Schäden an den Samenzellen erhöhen und so die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen könnte.

Was ist ein Spermiogramm?

Um die Spermienqualität und -quantität beurteilen zu können, ist ein Spermiogramm notwendig. Ein Spermiogramm ist eine Untersuchung der männlichen Samenflüssigkeit (Sperma). Bei einem Spermiogramm werden folgende Parameter analysiert:

  • Samenvolumen
  • Spermienkonzentration (Anzahl der Spermien pro ml)
  • Spermienmotilität (Beweglichkeit der Spermien)
  • Spermienmorphologie (Form und Struktur der Spermien)
  • pH-Wert und Viskosität (Zähflüssigkeit) des Samens
  • Anteil lebender/toter Spermien
  • Eventuell weitere Parameter wie Anzahl der Leukozyten etc.

Das Spermiogramm gibt wichtige Hinweise auf mögliche Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann. Es ist oft einer der ersten Untersuchungsschritte, wenn Paare Probleme haben, schwanger zu werden. Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte für weitere Abklärungen und eine eventuelle Behandlung. Ein unauffälliges Spermiogramm schließt allerdings keine Fruchtbarkeitsstörungen aus, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen können.

Tipps zur Verbesserung der Spermienqualität

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und Fisch kann die Spermienqualität fördern. Achten Sie außerdem darauf, sich ausreichend Zeit für Ihre Mahlzeiten zu nehmen.
  • Normales Gewicht: Übergewicht und Fettleibigkeit können sich negativ auf die Spermienproduktion auswirken. Ein Body-Mass-Index (BMI) im Normalbereich ist anzustreben.
  • Bewegung und Sport: Regelmäßige moderate Bewegung verbessert die Durchblutung und beugt Übergewicht vor – beides fördert die Spermiogenese.
  • Stressreduktion: Chronischer Stress kann die Spermienqualität beeinträchtigen.
  • Rauchen und Alkohol vermeiden: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum schädigen die Spermienproduktion nachweislich.
  • Kühle Umgebung: Anhaltende Überwärmung des Skrotalbereichs schadet den Spermien. Enge Unterwäsche und lange Saunagänge sollten Sie daher eher meiden.
  • Ausreichend Schlaf: Erholsamer Schlaf fördert eine gesunde Hormonproduktion, was sich positiv auf die Spermien auswirken kann.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Gezielte Supplementierung durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen und Nährstoffen wie Zink, Selen, Coenzym Q10 und Folsäure kann in manchen Fällen sinnvoll sein.
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Weiterführende Literatur:

De-Regil LM, Peña-Rosas JP, Fernández-Gaxiola AC, Rayco-Solon P. Effects and safety of periconceptional oral folate supplementation for preventing birth defects. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 12. Art. No.: CD007950.

Lambrot R, Xu C, Saint-Phar S, Chountalos G, Cohen T, Paquet M, Suderman M, Hallett M, Kimmins S. Low paternal dietary folate alters the mouse sperm epigenome and is associated with negative pregnancy outcomes. Nat Commun. 2013 Dec 10;4:2889.

Azizollahi G, Azizollahi S, Babaei H, Kianinejad M, Baneshi MR, Nematollahi-mahani SN. Effects of supplement therapy on sperm parameters, protamine content and acrosomal integrity of varicocelectomized subjects. J Assist Reprod Genet. 2013 Apr;30(4):593-9.

Ebisch IM, Thomas CM, Peters WH, Braat DD, Steegers-Theunissen RP. The importance of folate, zinc and antioxidants in the pathogenesis and prevention of subfertility. Hum Reprod Update. 2007 Mar-Apr;13(2):163-74.

Wong WY, Merkus HM, Thomas CM, Menkveld R, Zielhuis GA, Steegers-Theunissen RP. Effects of folic acid and zinc sulfate on male factor subfertility: a double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Fertil Steril. 2002 Mar;77(3):491-8.

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