100.000 Herzschläge zählt ein Tag, drei Milliarden ein Menschenleben. Unser Herz schlägt unaufhörlich und pumpt das gesamte Blut mit „Nachdruck“ durch das ~96.000 Kilometer lange Gefäßsystem. Ein perfekter Regelkreislauf also, in dem der Druck jedoch mit zunehmenden Alter ansteigen kann. Hypertonie (Bluthochdruck) schmerzt nicht und weckt oft lange Zeit keine weiteren Beschwerden. Darum wird die stille Gefahr leider oft erst sehr spät erkannt. Doch ab wann ist der Blutdruck zu hoch? Und was kann man dagegen machen?
Was ist der Blutdruck?
Als Blutdruck bezeichnen Mediziner jenen Druck, den das Blut auf unsere Gefäßwände ausübt. Mit jedem Herzschlag baut sich im arteriellen System eine Druckwelle auf, die wieder abebbt, sobald das Blut in die Organe gelangt. Der höchst Blutdruckwert wird hierbei während der maximalen Herz-Kontraktion (des Zusammenziehens) erreicht. Man bezeichnet diesen Wert auch als oberen oder systolischen Blutdruck. Danach entspannt sich der Herzmuskel wieder und neues Blut fließt in die Herzkammern. Während dieser Entspannungsphase sinkt der Blutdruck auf den niedrigsten Wert ab. Man spricht vom unteren oder diastolischen Blutdruck.
Bestimmte Blutdruckschwankungen im Tagesverlauf oder gefühls- bzw. aktivitätsbedingt sind ganz normal. Ist der Blutdruck jedoch dauerhaft erhöht, spricht man von einer Hypertonie, die im täglichen Sprachgebrauch Bluthochdruck genannt wird.
Stichwort Selbermessen – wie wird der Blutdruck gemessen?
Wer seinen Blutdruck selbstbestimmt im Auge behalten möchte, kann die Arztmessungen durch regelmäßige Eigenmessungen von zu Hause aus sinnvoll ergänzen. Die Blutdruckmessungen ergeben den oberen (systolischen) Wert und den unteren (diastolischen) Wert, die in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben werden. Ein optimaler Blutdruck liegt beim Erwachsenen unter 120/80 mmHg. Werte ab 140/90 mmHg werden als Bluthochdruck eingestuft. Eine Übersicht zur Beurteilung deiner Messergebnisse findest du in Tabelle 1.
Bei der Wahl des Messgerätes sollte zu halb- oder vollautomatischen Blutdruckmessgeräten gegriffen werden, die in der Regel am Oberarm oder Handgelenk angebracht werden. Vor der regelmäßigen Anwendung sollte die Gebrauchsanleitung gelesen und ggf. eine Probemessung mit dem Arzt oder einer anderen medizinisch-pharmazeutischen Fachkraft durchgeführt werden.
Tipps zum richtigen Blutdruckmessen
- Da der Blutdruck von vielen Faktoren beeinflusst wird, sind Einzelmessungen wenig aussagekräftig. Miss deinen Blutdruck daher regelmäßig oder zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg.
- Im Laufe des Tages unterliegt der Blutdruck Schwankungen. Miss deshalb immer zur selben Tageszeit (z. B. am Morgen).
- Schalte bereits ein paar Minuten vor der Messung „einen Gang zurück“. Setz dich hin und entspann dich, damit du innerlich zur Ruhe kommst.
- Führ die Messung im Sitzen durch.
- Rede und beweg dich nicht während der Messung.
- Miss immer am gleichen Arm und versuch, das Messgerät an Handgelenk oder Oberarm während der Durchführung auf Herzhöhe zu halten.
- Schreib deine Blutdruckwerte in ein Blutdruck-Tagebuch.
Die Blutdruckwerte von Erwachsenen mittleren Alters im Überblick
Systolisch (mmHg) | Diastolisch (mmHg) | ||
Optimal | 120 | und | 80 |
Normal | 120-129 | u/o | 80-84 |
Hoch normal | 130-139 | u/o | 85-89 |
Grad 1 Hypertonie | 140-159 | u/o | 90-99 |
Grad 2 Hypertonie | 160-179 | u/o | 100-109 |
Grad 3 Hypertonie | ≥180 | u/o | ≥110 |
Isolierte systolische Hypertonie | 140 | und | >90 |
Tabelle 1: Definition und Klassifikation der Blutdruckwerte bei der Messung durch den Arzt
Das Blutdruckmessen zu Hause hat bestimmte Vorteile: Es ist bekannt, dass die Blutdruckmessergebnisse durch medizinisches Personal verändert werden können. Das hat nichts mit einer fehlerhaften Messung zu tun. Wenn die Ergebnisse zwischen der privaten und ärztlichen Blutdruckmessung immer unterschiedlich sind, genauer gesagt, die Ergebnisse vom Arzt immer schlechter als die eigenen zu Hause sind, spricht man vom Weißkittelsyndrom. Das beschreibt die Angst, das Unwohlsein oder den Stress, den jemand in Verbindung mit medizinischem „weißkitteltragendem“ Personal verspürt. Deshalb sind die (richtig durchgeführten) eigenen Messergebnisse oft aussagekräftiger.
Welcher Blutdruck ist normal in welchem Alter?
Die als normal geltenden Blutdruckwerte sind nicht in Stein gemeißelt, sondern verändern sich im Laufe des Lebens. So sind die kindlichen Normalwerte wesentlich niedriger als jene von Erwachsenen und maßgeblich von deren Lebensalter, Größe und Gewicht abhängig.
- Blutdruck-Normalwerte mit ca. 4 Jahren: 100 : 70
- Blutdruck-Normalwerte bei Kindern in der Mittelstufe: 110 : 80
- Blutdruck Normalwerte von Erwachsenen mittleren Alters: 120 : 60-80
- Blutdruck Normalwerte von Menschen im Seniorenalter: 140 : 80-85
Hoher Blutdruck (Hypertonie)
Tag für Tag ein zu hoher Systemdruck – das überlastet auf lange Sicht das Herz und weitere lebenswichtige Organe. Die Gefäße verkalken vorzeitig. Deshalb ist Hypertonie auch eine der führenden Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichsam können auch Nieren und Augen darunter leiden. Die Krux am Bluthochdruck ist, dass es den Betroffenen meist lange Zeit gut geht. Mehr noch. Sie fühlen sich, als könnten sie Bäume ausreißen – und so wird eine Hypertonie oft eher zufällig festgestellt, altersunabhängig.
Die gute Nachricht: Bluthochdruck kann aktiv der Wind aus den Segeln genommen werden, indem man sich für einen gesünderen Lebensstil entscheidet: Hierzu zählt eine herzgesunde pflanzenbasierte Ernährung, der Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol und Nikotin, Bewegung (idealerweise mehrmals wöchentlicher Ausdauersport) und das Abspecken von überschüssigen Pfunden. Von Letzterem profitiert nicht nur das Wohlbefinden, pro 10 Kilogramm Gewichtsverlust sinkt auch der Blutdruck um rund 8/8 mmHg. Und last but not least kann man sich auch hilfreiche Unterstützung in Form von Mikronährstoffen holen.
Lifestyle-Tipps: Deine blutdruckfreundlichen Begleiter in der Übersicht
Körpergewicht normalisieren
Übergewicht zu verlieren, ist eine der effektivsten Methoden, um den Blutdruck zu senken. Von den purzelnden Pfunden profitiert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch der Blutdruck deutlich.
Ernährung umstellen
Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wirkt sich auf die Gesundheit und das Herz-Kreislauf-System positiv aus.
Auf Alkohol verzichten
Männer sollten unter 20 g Alkohol (1/2 Liter Bier oder ¼ Liter Wein) am Tag trinken, Frauen maximal 10 g. Bei stark erhöhtem Blutdruck bitte komplett auf Alkohol verzichten.
Bewegung und Sport
Die abgestimmte Kombination von Ausdauer und Krafttraining kann den systolischen und diastolischen Blutdruck verringern. Gleichzeitig steigert die regelmäßige Bewegung auch das persönliche Wohlbefinden.
Weniger Salz
Gilt man als salzsensitiv, führt die Aufnahme von maximal 6 g Salz pro Tag zur Reduktion des systolischen Drucks um 6 mmHg, des diastolischen Drucks um 4 mmHg.
Ruhe und Entspannung
Gönn dir deine tägliche Portion Ruhe, du hast es dir verdient! Und gleichzeitig senken Ruhe und Entspannung auch den Blutdruck.
Herzhaft gute Nährstoff-Partner
Menschen, die Blutdruck und Gefäßsystem gezielt unterstützen möchten, können von bestimmten Nährstoffen profitieren. Hierzu zählen die Mineralstoffe Kalium und Magnesium ebenso wie Omega-3-Fettsäuren oder bestimmte Pflanzenstoffe wie Lykopin.
Hausmittel besänftigen
Auch ausgewählte Hausmittel können auf den Blutdruck besänftigend wirken. Zu solchen natürlichen Helfer zählen beispielsweise Hibiskus- und Arnikablüten-Tee, aber auch Knoblauchextrakt und Weißdorntropfen können, dabei unterstützen, „Druck abzulassen“.
Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Kalte Hände, Schwindel, Mattheit. Obwohl das Blut eigentlich in unseren Adern pulsiert, kann sich ein zu geringer Blutdruck (Hypotonie) bis nach außen hin bemerkbar machen. Aber längst nicht alle „Hypotoniker“ sind leidgeplagt. Viele unter ihnen leben sogar weitgehend beschwerdefrei.
Schon gewusst?
„Mit niedrigem Blutdruck lebt es sich schlecht, mit hohem Blutdruck stirbt es sich gut“. Tatsächlich tut hier der Volksmund die Wahrheit kund. Es ist für Betroffene zwar mitunter lästig, wenn der Kreislauf ständig im Keller ist, aber Hypotonie per se ist keine Erkrankung. Sogar das Gegenteil ist der Fall! Der niedrige arterielle Druck gilt als besonders schonend für unser Kreislaufsystem und lässt es im Vergleich zu Bluthochdruck viel langsamer altern.
Doch ab wann ist unser Blutdruck eigentlich (zu) niedrig? Gemeinhin sprechen Mediziner ab Werten von unter 100/60 mmHg bei Frauen und 110/60 mmHg bei Männern von Hypotonie. Die Auslöser können unterschiedlicher Natur sein. So ist es möglich, die Hypotonie zu erben, im Zuge einer Schwangerschaft oder durch bestimmte Medikamente zu erwerben.
Ein niedriger Blutdruck kann jedoch auch ein Zeichen einer Erkrankung (z. B. der Schilddrüse, des Herzes, der Venen) sein, weshalb die Hypotonie ärztlich abgeklärt werden sollte, um nichts „Gröberes“ zu übersehen. Insbesondere auch bei schweren Symptomen wie Benommenheit, Sternchen-Sehen und Ohrensausen sollte ärztlicher Rat in Anspruch genommen werden, da die Betroffen schlimmstenfalls ohnmächtig werden und so in unangenehme bis lebensbedrohliche Situationen geraten können. Die gute Nachricht für unfreiwillige „Sterngucker“: Unser Kreislauf kann wie ein Muskel trainiert und mit einfachen Tricks belebt werden.
Willst du mehr über Nährstoff-Präparate für dein pulsierendes „Herzkreislaufsystem“ erfahren? Dann trifft vielleicht Folgendes genau in dein Herz:
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