Sie tanzt auf dem Schulball, lacht vom Klassenfoto, begleitet aufs Ferienlager: Akne, die einem Großteil der Pubertierenden blüht. Die starke Verbreitung macht das Gruppenphänomen aber noch lange nicht zum Must-have. Zumindest steht man mit Pickeln, Pusteln & Co nicht allein da. Anders sieht es aus, wenn man dem Pickelalter eigentlich schon entwachsen wäre, die Akne jedoch nach wie vor sprießt. Ein Einzelfall? Nein! Erwachsenenakne betrifft mehr Menschen, als man denkt. Doch woher kommt Akne und was kann man dagegen tun?
Was ist Akne?
Pickel haben so ihre Unart: Sie tauchen meist dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Trüben mehrere Pickel und Mitesser (verstopfte Hautporen) wiederkehrend das Hautbild, spricht man von der chronisch entzündlichen Hauterkrankung Akne, die zu den häufigsten Hautkrankheiten weltweit zählt. Rund 60–80 % aller Jugendlichen leiden an Akne, vor allem in der T-Zone des Gesichts (Stirn, Nase, Kinn). Seltener sprießen die Hautunreinheiten auch am Rücken und/oder Dekolleté.
History Fact
Akne machte bereits im alten Rom die Runde. Schon damals versuchte man Hautunreinheiten und Pickel mit allen Mitteln loszuwerden. Der römische Offizier und Gelehrte Plinius der Ältere (23–29 n. Chr.) empfahl eine Mischung aus Butter und Blei. Das würde heute niemand mehr machen.
Warum bekommt man Akne? Die Ursachen:
Glänzendes Haar, geschmeidige Haut – was wären wir bloß ohne dem pflegenden Ölsekret Sebum, welches unsere Talgdrüsen täglich für Haut und Haar bilden? In normalen Mengen ein Schönheitsquell, verkehrt sich ein Zuviel an Sebum jedoch ins Gegenteil. So verstopft eine Überproduktion – insbesondere in Kombination mit übermäßig vielen hornbildenden Zellen – die Ausführungsgänge der Talgdrüsen mit einem Pfropfen. Im eingeschlossenen Talgdrüsensekret finden bestimmte Hautbakterien (v. a. Propionibacterium acnes) optimale Wachstumsbedingungen. Das explosive Bakterienwachstum und deren Abfallprodukte führen schließlich zu Entzündungen, die als Pickel, Pusteln und Knötchen zum Vorschein kommen.
Acne vulgaris: Eine Frage der Hormone
Die häufigste Form der Akne ist Acne vulgaris, auch gewöhnliche Akne genannt. Diese tritt meist im Zuge von hormonellen Umstellungen in Erscheinung. So beobachten manche Eltern, wie das schier makellose Hautbild ihrer Sprösslinge „fast über Nacht“ Mitesser und Pickel entwickelt. Die „Bad Boys“ sind männliche Sexualhormone (Androgene) sowie der Wachstumsfaktor (GH), die dafür sorgen, dass sich die Talgdrüsen vergrößern und die Talgproduktion angekurbelt wird. Androgene werden nicht – wie manche vielleicht vermuten – nur von Männern gebildet, sondern in geringerem Maße auch von Frauen, v. a. während der Pubertät. Neben den zirkulierenden Androgenen selbst können auch Talgdrüsen, die auf diese Hormone überempfindlich reagieren, Akne auslösen.
Nicht nur eine Manifestation der Pubertät
Pickel beschränken sich nicht nur auf die Jugendzeit, sondern machen sich auch bei späteren Hormonumstellungen oder -schwankungen bemerkbar. Dazu zählen der monatliche Zyklus, das Absetzen der Antibabypille, Schwangerschaft, Stillzeit oder die Wechseljahre. Zudem können auch die Stresshormone Cortisol und Adrenalin sowie das blutzuckersenkende Insulin zur Hyperaktivität der Talgdrüsen und Akne führen. Studien zeigen, dass auch die Psyche (z. B. Stress, Belastungen) sowie eine erbliche Veranlagung das Auftreten von Akne begünstigen. Darüber hinaus stimulieren bestimmte Pflegeprodukte oder Medikamente die Talgproduktion und tragen so zu verstopften Poren bei.
Medikamente, die Akne fördern:
- Kortikosteroide (Kortison)
- Adrenocorticotropin
- Antibiotika
- Anabolika
- Psychopharmaka
- Bromhaltige Schlaf- und Beruhigungsmittel
Ausprägungen einer Acne vulgaris
Je nach Schweregrad kann Acne vulgaris in drei Unterformen geteilt werden:
Leichte Akne (Acne comedonica):
Treten Mitesser und wenige Pickel nur im Gesicht auf, spricht man von leichter Akne. Bei dieser milden Form kommt es lediglich zu leichten Entzündungen, weshalb keine Narbenbildung zu befürchten ist.
Mittelschwere Akne (Acne papulopustulosa):
Bei der häufigsten Ausprägung von Acne vulgaris ist die Problemhaut von deutlichen Eiterpickeln und Knötchen gezeichnet, die sich nicht nur im Gesicht, sondern auch auf dem Rücken abzeichnen. Wer die Finger von den Hautunreinheiten lässt, kommt auch bei mittelschwerer Akne in der Regel ohne Narben davon.
Schwere Akne (Acne conglobata):
Die schwerste Form der Akne ist durch viele Eiterpickel und schmerzende Entzündungen gekennzeichnet. Die Pickel beschränken sich hierbei nicht nur aufs Gesicht, sondern wüten auch auf Rücken und Dekolleté. Betroffene sollten bei ihren Hautunreinheiten nicht selbst Hand anlegen, sondern sich ärztliche Unterstützung holen. Anderenfalls können die tiefgreifenden Entzündungen, die sich unter der Haut auch verbinden können, deutliche Aknenarben hinterlassen.
Welche Arten von Akne gibt es außerdem?
Spätakne/Erwachsenenakne (Acne tarda)
Pickel, Mitesser, unreine Haut – manche Erwachsene fühlen sich auch in ihren 20er- und 30er-Jahren noch in die Pubertät zurückversetzt. Anders als bei der Pubertätsakne zeichnen sich die Unreinheiten bei der Spätakne vor allem im Bereich von Wangen, Kinn, Hals und Unterkieferrand (U-Zone) ab. Die Ursachen der Acne tarda sind vielfältig, ihr Zusammenspiel noch nicht abschließend erforscht. Wie die gewöhnliche Akne, so gründet auch die Spätakne auf hormonellen Veränderungen bzw. körperlichen Dysbalancen (z. B. Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Absetzen der Pille, Wechseljahre), die die Talgdrüsenaktivität und übermäßige Verhornung fördern. Zudem können auch Stress, die mikrobielle Besiedelung im Darm, genetische Veranlagung, Lebensstil, Kosmetika und Zigarettenkonsum eine Rolle spielen.
Maskne
War Maskne früher eine Berufskrankheit, sind maskenbedingte Hautunreinheiten mittlerweile en vogue. Während Schutzmasken Coronaviren und anderen Erregern den Eintritt in den Körper verwehren, heißt häufiges Masketragen unschöne Akne regelrecht willkommen. Zurückführen lässt sich dies auf Mikrorisse in der Hautbarriere, die durch die mechanische Reibung der Schutzmaske entstehen. Über diese Verletzungen können Keime und Schmutz eindringen und zu Entzündungen und Hautunreinheiten führen. Insbesondere bestehende Aknehaut kann auf die Maske mit weiteren Pickeln reagieren. Mehr zum Thema Maskne erfahren Sie hier.
Mallorca-Akne (Acne aestivalis)
Anders als der Name vermuten lässt, muss man nicht zwingend auf Mallorca weilen, um von der Mallorca-Akne geküsst zu werden. Diese Sonderform der Sonnenallergie tritt meist im Frühling oder Frühsommer auf, wenn die Haut über einen längeren Zeitraum hinweg keiner Sonneneinstrahlung ausgesetzt war, sowie tendenziell bei Menschen, die zu Akne, Hautunreinheiten oder fettiger Haut neigen. Hierbei kommt es durch ein Zusammentreffen von UVA-Strahlen und Fettbestandteilen der Haut oder Kosmetika (z. B. Sonnenmilch) zu Entzündungsreaktionen der Haarfollikel. Die typischen Papeln, Pusteln und Rötungen sind oft mit starkem Juckreiz verbunden.
Neugeborenenakne
Neugeborenenakne ist ein harmloser Hautausschlag, der in den ersten Wochen nach der Geburt auftritt und meist von selbst wieder verschwindet. Schuld daran sind Mamas Hormone, denen das Baby während der Schwangerschaft ausgesetzt war und deren Zufuhr nach der Geburt schlagartig abbricht. Als Folge reagiert die empfindliche Babyhaut mit Pickelchen.
Acne inversa
Acne inversa ist eine schwer behandelbare chronische Hauterkrankung, die meist im frühen Erwachsenenalter ausbricht und in Schüben verläuft. Hierbei kommt es insbesondere im Bereich der Achseln und Genitalien zu schmerzhaften Verstopfungen des Haarwurzelkanals. Die hochroten festen Hautknötchen können sich auch zu abgekapselten Abszessen weiterentwickeln, die in der Tiefe miteinander verschmelzen und nach außen aufbrechen können. Die wiederkehrenden schmerzhaften Beschwerden sind für viele Betroffene nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend.
Fungal-Akne
Bei der Fungal-Akne sind nicht Bakterien, sondern Pilze die Urheber der Problemhaut. Ausgelöst wird das Phänomen vom sogenannten Malassezia-Hefepilz, der natürlicher Teil unserer Hautflora ist. Forscher vermuten, dass der Pilz die Haut bei Fungal-Akne übermäßig besiedelt und so in tieferliegende Hautschichten vordringen kann. In diesen „Gefilden“ kann der Pilz dann zu unangenehmen Hautreaktionen führen. Besonders auf der Stirn treten juckende Papeln auf, die weder gefüllt sind, noch sich ausdrücken lassen. Die Unreinheiten können sich auch auf die Wangen ausbreiten und manchmal bis zu Brust und Rücken gelangen. Um eine mögliche Malassezia-Infektion aufzudecken, sollte dermatologischer Rat eingeholt werden.
Akne vulgaris bekämpfen: Was hilft dagegen?
Auf die oft brennende Frage „Was hilft gegen Akne?“ gibt es keine allgemein gültige Antwort. Je nach Ursache, Form und Hauttyp gibt es unterschiedliche Maßnahmen, die ergriffen werden können, um der vor sich hin blühenden Akne den Garaus zu machen. Bei leichteren Formen können bereits eine Ernährungsumstellung, die richtige Hautpflege und spezielle Kosmetikbehandlungen (z. B. Aknetoilette) Früchte tragen. Bei schwereren Verlaufsformen sollte man auf jeden Fall hautärztliche Unterstützung suchen. Je nach Ursache und Form kann u. a. mit Salicylsäure oder Fruchtsäurepeelings und unter Umständen auch mit Antibiotika oder Retinoiden therapeutisch gegengesteuert werden.
Retinoide
Bei starker Akne können Dermatologen zur äußerlichen Aknebehandlung ein Retinoid (Abkömmling des Vitamins A) empfehlen. Retinoide fördern die Abschuppung der Haut und lassen den Talg wieder abfließen. Manche dieser Zubereitungen bekämpfen auch gleichzeitig die Entzündung. In schweren Fällen kann auch Isotretinoin ärztlich verschrieben werden. Dieses oral eingenommene Medikament vermindert die Talgbildung, wirkt entzündungshemmend und reduziert Mitesser. Aber Vorsicht: Während Schwangerschaft und Stillzeit dürfen Retinoide und Isotretinoin auf keinen Fall verwendet werden.
Ernährung bei Akne
„Du bist, was du isst.“ Diese geflügelten Worte klingen vielen von uns in den Ohren. Und wo tritt dieser Spruch mehr zum Vorschein als bei unserer Haut? Was Betroffene schon seit Langem vermuten, bestätigen immer mehr Studien: Süßigkeiten und andere Lebensmittel, die sich stark auf unseren Blutzucker auswirken, fördern das Aufblühen von Pickeln. Diese hochglykämischen Nahrungsmittel führen zu verstärkten Insulinausschüttungen; diese stimulieren wiederum indirekt die Androgenbildung. Die Sexualhormone sind es dann schlussendlich, die die Produktion von Talg und Verhornungszellen fördern und Pickel sprießen lassen.
Studien zeigen, dass auch Milchprodukte ein gewisses Aknepotenzial haben, indem sie die Freisetzung des Wachstumsfaktors IGF-1 erhöhen, der die hornbildenden Zelle anregt und die Talgdrüsen stimuliert. Günstig wirkt sich bei Akne hingegen der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren in Form von Fisch und wertvollen Pflanzenölen aus.
Hausmittel gegen Akne
Gurkenscheiben gegen müde Augen, Apfelessig bei stumpfem Haar, Olivenöl bei brüchigen Nägeln – Omas DIY-Liste in Sachen Schönheit ist lang und so weiß Omas Trickkiste auch bei Akne Rat:
Teebaumöl: Bei Hautunreinheiten muss man nicht immer gleich die dicke Chemie-Keule schwingen. Teebaumöl wirkt von Natur aus antibakteriell und wird zur Pickel-Bekämpfung direkt auf die betroffenen Hautstellen getupft.
Kamillendampfbad: Ein Gesichtsdampfbad ist nicht nur bei Erkältungen gefragt. Auch bei Akne empfiehlt sich die Uralt-Methode. Denn ein Kamillendampfbad öffnet nicht nur die Poren, es wirkt zugleich entzündungshemmend.
Heilerde: Das urzeitliche Mineraliengemisch ist ein Geheimrezept gegen Akne. Für die kosmetische Anwendung wird die Heilerde mit Wasser angerührt und auf die Haut aufgetragen. Wenn die Heilerde vollständig eingetrocknet ist, kann die Maske wieder runtergewaschen werden. Die Anwendung befreit die Haut von Fett, Talg und überschüssigen Hautschuppen.
Zink: Auch Zink kann bei der Akne-Bekämpfung tatkräftig zur Seite stehen. So trägt das Spurenelement zur Regulation des Talgflusses bei, hemmt das Bakterienwachstum und beschleunigt die Heilung von Akneläsionen (Hautschäden durch Akne). Auch äußerlich hat’s Zink drauf. Zinkoxid-haltige Salben trocknen Pickel aus und bekämpfen Bakterien.
In bestimmten Fällen lassen sich mit Hausmitteln durchaus Erfolge erzielen, dennoch haben Hausmittel auch ihre Grenzen. Wenn die Problemhaut nicht besser, sondern eher schlimmer wird, ist der Gang zum Arzt oder zur Ärztin des Vertrauens auf jeden Fall ratsam.
Unterstützung durch Mikronährstoffe
Neben dem bereits erwähnten Zink können auch noch weitere Mikronährstoffe bei Akne hilfreich sein. So weiß man aus Studien, dass im Verlauf von Acne vulgaris vermehrt schädigende Radikale gebildet werden, welche die Entzündung verschlimmern, während die Zahl der körpereigenen Radikalfänger (Antioxidantien) mehr und mehr abnimmt. Menschen, die gezielt Antioxidantien zuführen (z. B. Vitamin C, Beta-Carotin oder Traubenkern-Extrakt), können ihrem Körper im Kampf gegen Gewebsschäden helfen. Um die entzündlichen Krankheitsprozesse der Akne abzuschwächen, bietet sich auch die Einnahme von Weihrauch an, der von Natur aus entzündungshemmend wirkt.
Unterstützung der Darmflora mit pro- oder prebiotischen Präparaten
Jüngste Forschungsarbeiten deckten einen weiteren vielversprechenden Ansatz auf: Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Darmflora und Akne, der sich über eine erhöhte Darm-Durchlässigkeit manifestiert. Eine Unterstützung der Darmflora mit pro- oder prebiotischen Präparaten scheint deshalb ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Akne zu sein. Mehr über diesen Zusammenhang erfahren Sie hier.
Wie lange dauert es, bis Akne verschwindet?
Leider brauchen selbst die wirksamsten Medikamente Zeit, um Akne maßgeblich zu verbessern bzw. abklingen zu lassen. Dermatologen rechnen in der Regel mit einem Behandlungszeitraum von mindestens zwölf Wochen. Da die Ursachen wie Hormonschwankungen und Veranlagung nach der Aknetherapie weiterbestehen, muss die Haut ihren Bedürfnissen entsprechend weiterhin gepflegt bzw. behandelt werden.
Durch den individuellen Verlauf der Erkrankung tun sich selbst erfahrene Dermatologen mit einer genauen Prognose schwer. Bei den meisten Akne-vulgaris-Patienten heilt die Akne um das 20. Lebensjahr herum ab. Allerdings gibt es auch hartnäckigere Fälle mit längeren Verläufen oder Patienten, die erst im Erwachsenenalter Akne entwickeln. Außerdem kann die Akne in bestimmten Situationen, wie unter Stress oder in den Wechseljahren, erneut aufflackern.
Auch wenn Symptome wie Mitesser und Pickel über die Jahre abklingen, bleiben die körperlichen Voraussetzungen für einen erneuten Ausbruch bestehen. Deshalb kann das Akne-Problem unter bestimmten Umständen (z. B. psychische Belastungen, falsche Ernährung, Zigarettenkonsum, Absetzen der Pille) erneut aufpoppen.
Klärende Schlussworte
Leider kann man sich in seinem Leben nicht aussuchen, ob man nun Akne entwickelt oder nicht. Wenn man jedoch mit „Akne“ geschlagen ist, muss man der unreinen Haut nicht tatenlos zusehen. So sind eine adäquate Hautpflege, die richtige Ernährung, gut ausgewählte Nährstoffe/Darmschmeichler sowie das eine oder andere Hausmittel bei leichteren Formen der Schlüssel zu einem sich kontinuierlich verbessernden Hautbild. Bei schweren Ausprägungen weiß der Dermatologe Rat.
Literatur beim Verfasser.