Altern ist bei uns Menschen durch eine Abnahme der Fitness gekennzeichnet. Während sich dieser schleichende Prozess im Alltag häufig nicht bemerkbar macht, spüren wir unter körperlicher Belastung dann meist doch, dass wir früher bei gleicher Anstrengung „einen längeren Atem“ hatten. Gleichzeitig weiß man, dass mit dem Alterungsprozess in unserem Körper auch die Aktivität wichtiger Steuerungsenzyme namens Sirtuine nachlässt. Doch gibt es einen Zusammenhang zwischen Fitness und Sirtuin-Aktivität? Laut einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit, die im Juni 2019 veröffentlicht wurde, ja.
Ein Gebrauchtwagen: Baujahr und Kilometerstand erlauben Rückschlüsse auf den Zustand des Autos. Das voranschreitende Alter und der Verschleiß hinterlassen unvermeidlich Spuren. Gleiches könnte man auch von uns Menschen behaupten und beginnen, Rückschlüsse über den Zustand unseres Organismus zu ziehen. Doch so einfach gestaltet sich die Schlussfolgerung hier nicht. Ein entscheidender Unterschied ist, dass wir Menschen (und biologische Systeme im Generellen) – anders als Fahrzeuge – gegen unseren eigenen Verfall ankämpfen können. Zum einen sind wir fähig, auf äußere Faktoren, die Stress auslösen, zu reagieren und uns vor diesen unter Energieaufwand zu schützen, zum anderen hat unser Organismus die Möglichkeit, Schäden selbst zu reparieren. Bei der Regulierung dieser Vorgänge ziehen Sirtuine, eine Handvoll körpereigener Enzyme (SIRT 1 bis SIRT 7), ihre Fäden.
Eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit vom Juni 2019 beleuchtet die Bedeutung der Bewegung für die Sirtuin-Aktivität. Die Forscher durchforsteten für ihre Review die derzeit verfügbaren Studien zum Thema Sirtuine und Bewegung und konzentrierten sich dann in weiterer Folge auf die beiden am besten untersuchten Enzyme der Sirtuin-Familie: SIRT 1 und SIRT 3. Die Analyse des Studienmaterials bestätigte, dass körperliche Aktivität die Bildung von Sirtuinen im Skelettmuskel ankurbelt, wobei die Auswirkung von der Art der Bewegung abhängt:
Die einmalige körperliche Belastung aktiviert das Enzym SIRT 1, welches den Aufbau neuer Körperstrukturen (Biogenese) und die oxidative Kapazität unserer Zellkraftwerke, der Mitochondrien, stimuliert. Mehrere Trainingseinheiten aktivieren zusätzlich das Enzym SIRT 3. Neben der Biogenese und der oxidativen Kapazität der Mitochondrien wird so auch die Produktion des körpereigenen Energiespeicher-Moleküls ATP angekurbelt.
Laut Review setzen also unterschiedliche Trainingsweisen unterschiedliche Enzyme der Sirtuin-Familie in Gang, welche wiederum unterschiedliche Stoffwechselwege stimulieren. Eines scheinen die diversen Sirtuin-Wege aber immer gemein zu haben: Sie verbessern die Gesundheit unserer Mitochondrien – jener winzigen Zellkraftwerke, die uns mit Power versorgen und in jedem Lebensalter wichtig für unsere Fitness sind. Denn wie heißt es so schön: Man ist nur so alt, wie man sich fühlt.
Referenzen:
Vargas-Ortiz, K. et al. 2019. Exercise and Sirtuins: A Way to Mitochondrial Health in Skeletal Muscle. Int J Mol Sci. 20(11). doi: 10.3390/ijms20112717.
Sinclair, C. A., Guarente, L. 2006. Schlüssel zur Langlebigkeit. Spektrum der Wissenschaft. 34–41.