Vitamine, Mineralstoffe und Co

Vitamin A: Bedarf, Wirkung & Mangel

von Lisa Ressi, MSc
am 16.09.2024
Mann gut versorgt mit Vitamin A

Vitamin A ist ein essentielles Vitamin, welches für zahlreiche Körperfunktionen eine wesentliche Rolle spielt. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über den Bedarf, die Wirkung und die möglichen Folgen eines Vitamin-A-Mangels.

Was ist Vitamin A?

Vitamin A ist eine fettlösliche Substanz, die in zwei Hauptformen vorkommt:

  • als Retinol, das in tierischen Produkten zu finden ist und
  • als Provitamin A (Beta-Carotin), das in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt.

Während Retinol direkt vom Körper verwendet werden kann, muss Provitamin A (Beta-Carotin) erst in die aktive Vitamin A-Form umgewandelt werden.

Vorkommen von Vitamin A in Lebensmitteln

Vitamin A kommt insbesondere in hohen Konzentrationen in der Leber und leberhaltigen Produkten vor. Auch andere tierische Lebensmittel wie Eier und einige Fischsorten (z. B. Aal) enthalten nennenswerte Mengen des Vitamins.

In pflanzlichen Lebensmitteln ist Vitamin A nicht direkt vorhanden, sondern in Form von Provitaminen wie Beta-Carotin und Alpha-Carotin, die der Körper als Vorstufen des Vitamins nutzt. Diese Provitamine werden zum Teil schon im Dünndarm in Vitamin A umgewandelt (ca. 17 %). Der andere Teil wird nach der Aufnahme in den Körper von den Leber-, Lungen-, Nieren- und Muskelzellen weiter in Vitamin A verstoffwechselt. Zu den wichtigsten pflanzlichen Quellen für Provitamin-A-Carotinoide zählen Gemüse wie Karotten, Kürbis, rote Paprika, Feldsalat, Spinat und Grünkohl. Besonders Menschen, die nur selten Vitamin A-reiche tierische Lebensmittel (z. B. Leber) konsumieren, sollten auf diese pflanzlichen Vitamin-A-Quellen zurückgreifen. In diesem Fall ist es notwendig, dass die Mahlzeit zusätzlich Fett enthält, um die Aufnahme des Vitamins in den Körper zu ermöglichen. Tierische Lebensmittel liefern in der Regel genügend Fett, sodass eine zusätzliche Fettzufuhr hier nicht erforderlich ist.

Auch bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A grundsätzlich möglich, sofern keine Verdauungsprobleme oder Störungen der Fettverdauung bestehen und darüber hinaus ausreichend aktive Umwandlungsenzyme vorhanden sind. Des Weiteren ist für eine effiziente Umwandlung von Provitamin-A-Carotinoiden zu Vitamin A auch eine adäquate Schilddrüsenfunktion entscheidend.

Vitamin A und seine Wirkung

Vitamin A ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Die bekannteste Funktion ist wohl seine Rolle für das Sehen. Es ist ein Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin, das es ermöglicht, bei schwachem Licht zu sehen. Darüber hinaus unterstützt Vitamin A das Wachstum und die Differenzierung von Zellen, die für die Erneuerung von Haut und Schleimhäuten wichtig sind. Von der Stärkung der äußeren Körperbarrieren profitiert auch unsere Immunabwehr. Zusätzlich unterstützt Vitamin A das angeborene und erworbene Immunsystem, indem es die Bildung von weißen Blutkörperchen fördert und so hilft, Infektionen abzuwehren. Das fettlösliche Vitamin spielt aber auch eine Rolle in der Aufrechterhaltung der höheren Funktionen im Zentralnervensystem. Eine ausreichende Versorgung mit dem Vitamin fördert zudem die Fortpflanzungsfähigkeit. Zum einen wirkt es an der Bildung der beiden Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen mit, zum anderen ist es auch für die Spermienbildung und -qualität sowie für die Eizell-, Plazenta- und Embryonalentwicklung wichtig.

Vitamin A Tagesbedarf

Der tägliche Bedarf an Vitamin A hängt vom Alter, Geschlecht und individuellen Lebensumständen ab. Für Erwachsene liegt die empfohlene Tagesdosis bei:

  • Männer: 850 µg Retinol-Äquivalent (RE)
  •  Frauen: 700 µg RE

Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin A, um die gesunde Entwicklung des Kindes zu unterstützen. Ebenso können Menschen mit bestimmten Erkrankungen, die die Fettaufnahme beeinträchtigen, einen höheren Bedarf haben.

Vitamin A in der Schwangerschaft & bei Kinderwunsch

Bereits beim Kinderwunsch spielt Vitamin A eine Rolle. Es hilft bei der Produktion von Testosteron sowie bei der Entwicklung von Samenzellen und der Plazenta. Aber auch während der Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A besonders wichtig, da es sich auf die Zellteilung und die normale Entwicklung des Embryos auswirkt.

Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Eine zu hohe Zufuhr von Vitamin A, insbesondere in Form von Retinol, kann während der Schwangerschaft schädlich sein. Daher sollten Frauen in dieser Phase besonders auf eine ausgewogene Zufuhr durch Nahrungsmittel achten und nur nach Rücksprache mit der Ärztin bzw. dem Arzt Vitamin-A-Präparate einnehmen.

Vitamin A bei Kindern

Für Kinder ist Vitamin A ebenso wichtig, da es das Wachstum und die Sehkraft fördert. Kinder zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr benötigen etwa 300 µg Retinol-Äquivalent (RE) pro Tag, während ältere Kinder und Jugendliche je nach Alter und Geschlecht zwischen 350 und 950 µg RE benötigen.

Alter Männlich Weiblich
0 bis unter 4 Monate 500* 500*
4 bis unter 12 Monate 400* 400*
1 bis unter 4 Jahre 300 300
4 bis unter 7 Jahre 350 350
7 bis unter 10 Jahre 450 450
10 bis unter 13 Jahre 600 600
13 bis unter 15 Jahre 800 700
15 bisunter 19 Jahre 950 800

* Hierbei handelt es sich um einen Schätzwert der µg / Tag.

Vitamin-A-Mangel: Einflussfaktoren und Symptome

Ein Mangel an Vitamin A tritt häufig in Entwicklungsländern auf, kann aber auch in Industrieländern vorkommen, wenn die Ernährung dauerhaft einseitig ist oder bestimmte Erkrankungen die Vitaminaufnahme beeinträchtigen. Zu den typischen Symptomen eines Vitamin-A-Mangels gehören Nachtblindheit, eine erhöhte Infektanfälligkeit, trockene Haut sowie Hornhautveränderungen am Auge. Bei Kindern äußert sich ein Mangel häufig durch Wachstumsstörungen und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.

Vitamin A supplementieren: Vitamin A Kapseln und Co.

Für Menschen, die über ihre Ernährung nicht ausreichend Vitamin A aufnehmen oder einen erhöhten Bedarf haben, kann eine Supplementierung sinnvoll sein. Es gibt verschiedene Formen von Nahrungsergänzungsmitteln, darunter Vitamin A Kapseln, Tropfen oder Multivitaminpräparate. Dabei ist es wichtig, die empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten.

biogena-line
Vitamin A 1000
Das fettlösliche Vitamin für Sehkraft, Haut und Immunsystem
Vitamin A Kapseln kaufen
€ 19,90
Vitamin A 1000

Häufig gestellte Fragen zu Vitamin A

Vitamin A wird eingenommen, um die Sehkraft zu unterstützen und um das Immunsystem zu stärken. Es fördert das Zellwachstum und ist wichtig für gesunde Haut und Schleimhäute. Zudem spielt Vitamin A eine zentrale Rolle bei der Fortpflanzung.

Vitamin A sollte eingenommen werden, wenn ein nachgewiesener Mangel vorliegt, der sich u.a. auch durch Symptome wie Nachtblindheit, trockene Haut oder eine erhöhte Infektanfälligkeit bemerkbar machen kann. Zudem kann eine Einnahme bei erhöhtem Bedarf (z.B. in der Stillzeit) sinnvoll sein. Auch Menschen mit Erkrankungen, die die Fettaufnahme beeinträchtigen, oder bei einer stark einseitigen Ernährung können von einer Supplementierung profitieren. Wichtig ist, höhere Dosierungen nur unter ärztlicher Rücksprache zu verwenden. Vitamin-A-Präparate wie Kapseln sollten am besten immer zu einer Mahlzeit eingenommen werden, um die Aufnahme des fettlöslichen Vitamins zu unterstützen.

Die empfohlene Tagesdosis von Vitamin A beträgt für erwachsene Männer 850 µg Retinol-Äquivalent (RE) und für Frauen 700 µg RE. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf, während Kinder und Jugendliche je nach Alter und Geschlecht zwischen 300 und 950 µg RE benötigen.

Diese Mengen können durch eine ausgewogene Ernährung sowie gegebenenfalls durch zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel gedeckt werden. Um eine adäquate Vitamin-A-Dosierung zu wählen sollte idealerweise ärztliche Rücksprache gehalten werden.

Weiterführende Literatur:

Alkhouri, R. H. et al. 2012. Vitamin and Mineral Status in Patients with Inflammatory Bowel Disease. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 56 (1):89-92.

Bao, Y. et al. 2012. Low maternal retinol as a risk factor for schizophrenia in adult offspring. Schizophr Res. 137(1-3):159-65.

Beurskens, L. W. et al. 2010. Retinol status of newborn infants is associated with congenital diaphragmatic hernia. Pediatrics. 126:712-720.

Biesalski, H. C. et al. Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer und der DGE, 4. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2010.

Biesalski, H. K., Nohr, D. 2004. New aspects in vitamin a metabolism: the role of retinyl esters as systemic and local sources for retinol in mucous epithelia. J Nutr. 134(12 Suppl):3453S-3457S.

Bonifant, C. M. et al. 2014. Vitamin A supplementation for cystic fibrosis. Cochrane Database Syst Rev. (5):CD006751

Bonifant, C. M., Shevill, E., Chang, A. B. 2012. Vitamin A supplementation for cystic fibrosis. Cochrane Database Syst Rev. 8:CD006751.

Checkley, W. et al. 2010. Maternal vitamin A supplementation and lung function in offspring. N Engl J Med. 362(19):1784-94.

Checkley, W. et al. 2011. Supplementation with vitamin A early in life and subsequent risk of asthma. Eur Respir J. 38(6):1310-9.

Clagett-Dame, M., Knutson, D. 2001. Vitamin A in reproduction and development. Nutrients. 3:385-428.

Elmadfa I., Leitzmann C. (2004) Ernährung des Menschen. 4. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Fiebrich, H. B. et al. 2010. Deficiencies in fat-soluble vitamins in long-term users of somatostatin analogue. Aliment Pharmacol Ther.32(11-12):1398-404.

Fisher, G. J., Voorhees, J. J. 1996. Molecular mechanisms of retinoid actions in skin. FASEB J. 10(9):1002-13.

Gely-Pernot, A. et al. 2012. Spermatogonia differentiation requires retinoic acid receptor γ. Endocrinology. 153(1):438-49.

Glover, J. C., Renaud, J. S., Rijli, F. M. 2006. Retinoic acid and hindbrain patterning. J Neurobiol. 66:705-725.

Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning – Prävention – Therapie, 3. völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.

Gröber, U. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte, 3. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2008.

Hahn, A. et al. Ernährung: Physiologische Grundlagen, Prävention, Thera-  pie, 2. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2006.

Hogarth, C. A., Griswold, M. D. 2010. The key role of vitamin A in spermatogenesis. J Clin Invest. 120:956-962.

Hoover, L. L., Brooks, B. A., Kubalak, S. W. 2008. The expanding role for retinoid signaling in heart development. Sci World J. 8:194-211.

Jiang, W. et al. 2012. Vitamin A deficiency impairs postnatal cognitive function via inhibition of neuronal calcium excitability in hippocampus. J Neurochem. 121(6):932-43.

Kaufman, D. R. et al. 2011. Vitamin A deficiency impairs vaccine-elicited gastrointestinal immunity. J Immunol. 187(4):1877-83.

Kim, S. C. et al. 2012. Vitamin A deficiency induces fluid hyposecretion from the airway submucosal glands of mice. J Nutr. 142(4):739-43.

Leitzmann, C. et al. Ernährung in Prävention und Therapie: Ein Lehrbuch, 3. Auflage. Stuttgart: Hippokrates Verlag, 2009.

Ono, K., Yamada, M. 2012. Vitamin A and Alzheimer‘s disease. Geriatr Gerontol Int. 12(2):180-8.

Quadro, L. et al. 2005. Pathways of vitamin A delivery to the embryo: insights from a new tunable model of embryonic vitamin A deficiency. Endocrinology. 146:4479-4490.

See, A. W., Clagett-Dame, M. 2009. The temporal requirement for vitamin A in the developing eye: mechanism of action in optic fissure closure and new roles for the vitamin in regulation cell proliferation and adhesion in the embryonic retina. Dev Biol. 325:94-105.

Silva, I. T. et al. 2013. Is plasma alpha-tocopherol associated with electronegative LDL in obese adolescents? J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 59(2):100-7.

Weitere Artikel
Vitamine
Vitamine & Mineralstoffe: Wichtige Bausteine für unsere Gesundheit
In unserer hektischen Welt, in der schnelle Mahlzeiten und verarbeitete Lebensmittel oft den Vorrang haben, kann es eine Herausforderung sein, die notwendigen Nährstoffe für eine optimale Gesundheit zu erhalten. Vitamine und Mineralstoffe spielen...
Kletterer gut versorgt mit Vitamin E
Vitamin E: Wirkung, Tagesbedarf & Quellen
Vitamin E ist ein starkes Antioxidans, das als wahrer Schutzengel für unsere Zellen fungiert. Es spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen freie Radikale – instabile Moleküle, die unsere Zellen schädigen können und mit einer Vielzahl von...
Vitamin D durch Sonne tanken
Vitamin D (Calciferol): Mehr als nur ein Knochenvitamin
Ohne Sonne ist kein Leben möglich – das gilt für Pflanzen, Tiere und auch für uns Menschen. Wir benötigen das Sonnenlicht nämlich, um das wichtige Vitamin D produzieren zu können. Was es mit Vitamin D, dessen Produktion uns seiner Wirkung in...