Unreine Haut – was tun?

Wer kennt‘s nicht: voller Vorfreude auf einen besonderen Anlass blicken wir morgens in den Spiegel und tataaaa: unübersehbar leuchtet uns ein neuer Pickel im Gesicht entgegen, natürlich an einer offensichtlichen Stelle wie direkt auf der Nasenspitze oder als schmerzhafte Beule mitten auf der Stirn. Die Mission lautet: wie werde ich ihn los – nicht in 10 Tagen, sondern schnellstmöglich. Warum Pickel entstehen, wie man sie behandelt und was man vorbeugend machen kann, erklärt Ihnen Hautärztin Dr. Katharina Medek.

Plötzlich unreine Haut und Sie wollen nicht bis zum Arzttermin warten, oder möchten zusätzlich die Haut unterstützen? Dann befolgen Sie folgende Tipps:

1. Konsequente Reinigung:  morgens und abends mit speziellen Produkten für Mischhaut oder unreine Haut
2. Sonnenschutz: Tägliche Verwendung von nicht-fettigen-Sonnenschutzprodukten mit leichter Textur, um Pickelmale zu vermeiden
3. Ausgewogene Ernährung: Reduktion von industriellem Zucker, Milchprodukten, Fastfood, … und Steigerung der Nahrungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren, Gemüse und Obst.
4. Unreine Haut von innen bekämpfen: mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin A, C, D & E und entzündungslindernden Inhaltsstoffen, wie zum Beispiel Weihrauch, Traubenkernextrakt oder Omega-3-Fettsäuren.
5. Vermeiden von zu enger, synthetischer Kleidung
6. Vermeiden von zu viel Make-up zum Abdecken: Verwendung von nicht-komedogenen BB- oder CC-Creams anstatt dicker Make-Up Schichten zum Abdecken
7. Finger weg: Kein Blick in einen Vergrößerungsspiegel und herumdrücken und – quetschen, dann dies verschlimmert die Entzündung und resultiert häufig in Narben

Die Frage nach dem „Warum?“ lässt sich meist nicht schnell und einfach klären, den Unreinheiten entstehen aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Neben einer familiären Veranlagung, hormonellen Veränderungen, Erkrankungen (wie zum Beispiel dem polyzystischen Ovarsyndrom (PCO)), spielen Lebensstil (Rauchen, Stress, Alkohol), Ernährung (industrieller Zucker, Lebensmittelzusatzstoffe, Übergewicht) und Umweltbelastungen (übermäßige Sonneneinstrahlung, Luftverschmutzung) einen wesentlichen Faktor bei der Entstehung von unreiner Haut. Auch die Einnahme von Medikamenten kann als Nebenwirkung unreine Haut mit sich bringen.

Zudem existieren Berichte, dass Vitamin-D-Mangel mit unreiner Haut oder Akne in Zusammenhang stehen kann. Auch eine Überpflege bzw. die Verwendung falscher Pflegeprodukte, sowie eine Unterpflege der Haut können der Entstehung von Pickel den Weg ebnen. Daher gilt es in einem ausführlichen Gespräch die Ursachen festzustellen, um eine passende Therapie und Hautpflegeroutine zu finden. 

Wissenschaftlich bewiesen ist, dass die Ernährung über diverse biochemische Marker einen Einfluss auf die Talgdrüsenfunktion, sowie auf die Vermehrung von Bakterien hat, welches das Fortschreiten der Entzündung bei Akne fördert. Beispielsweise können die in der Milch enthaltenen Hormone und Wachstumsfaktoren bei übermäßigem Konsum das Hautbild verschlechtern. Dies zeigt sich besonders häufig bei Sporttreibenden, die regelmäßig Milchprotein- oder Molkeproteinshakes (Whey) konsumieren.

Ebenso wurde ein Zusammenhang zwischen Blutzuckerspiegel und Akne beschrieben, weshalb es sich empfiehlt, industriellen Zucker zu meiden und einfache Kohlehydrate zu reduzieren. 

Weiters deuten Studienergebnisse auf eine Hautbildverbesserung durch den Einsatz von Probiotika hin. Diese sollen über die Modulation des Mikrobioms der Haut und des Darmes – je nach Anwendung – Entzündungen lindern, Pickel und Rötungen reduzieren und die Haut hinsichtlich Feuchtigkeit verbessern. Zur Bestätigung sind jedoch noch weitere wissenschaftliche Beobachtungen und Studien nötig.

Mädchen bringen Pickel, Buben bringen den Glow – ist das so? Laut diversen Mama-Blogs, Erfahrungen und landläufigen Meinungen kann man das Geschlecht des Babys an der Haut der schwangeren Frau sehen. Während Mädchen angeblich bei der werdenden Mama für unreine Haut und sprödes Haar sorgen, bleiben Buben-Mamas davon verschont. Sagt man zumindest. 

Fakt ist, dass mehr als 90% aller Frauen durch die hormonelle Umstellung während oder nach der Schwangerschaft komplexe Hautveränderungen haben. Neben Dehnungsstreifen, Verfärbungen und trockener Haut, können Pickel und Unreinheiten den Schwangerschaftsglow stören. 

Die vermehrte Produktion von männlichen Sexualhormonen (Androgenen) führt zu einer Überproduktion von Talg und der oben beschriebene Kreislauf nimmt seinen Lauf.

Risikofaktor für die Entstehung einer Schwangerschaftsakne können starke Hautprobleme im Teenageralter sein. Doch auch hier gibt es keinen roten Faden: bei manchen Frauen geht die Akne in der Schwangerschaft sogar weg, bei manchen wird sie stärker. Und auch von Schwangerschaft zu Schwangerschaft ist das Auftreten wechselhaft. Meist geht sie dann im Verlauf zurück, sobald sich der weibliche Körper an die hormonelle Umstellung gewöhnt hat.

Ein Aufblühen kurz vor der Geburt resultiert aus einer erneuten Änderung des Hormonhaushaltes. Übrigens: auch das Absetzen der Pille kann unreine Haut auslösen, weshalb sich viele Patientinnen in meiner Ordination vorstellen. Während früher sehr häufig die Pille gegen unreine Haut verordnet wurde, ist das heute nur in bestimmten Situationen der Fall, da uns mittlerweile sehr effektive, nicht hormonelle Aknetherapien zur Verfügung stehen.

Während ein Pickel oder kleine Unreinheiten zwar lästig sind, jedoch im Einzelfall kein wirklich tragisches Problem darstellen, ist Akne eine ernstzunehmende, sehr häufige Hauterkrankung, die einen erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl, die mentale Gesundheit und somit auch auf die Lebensqualität der Betroffenen hat. Millionen Menschen weltweit leiden an der chronisch entzündlichen Dermatose. Typischerweise verläuft die Akne schubweise. Chronische Verläufe sind Dermatolog:innen ebenso gut bekannt wie ein Neuauftreten durch eine hormonelle Umstellung, oder auch im höheren Alter. In diesem Fall empfiehlt sich immer, ärztliches Fachpersonal zu Rate zu ziehen.

Fazit: Trotz der Tipps für plötzliche Hautunreinheiten und möglichen Ursachen sollten Sie Ihre Haut von Fachpersonal analysieren lassen: Fachärzt:innen analysieren den Haut- bzw. Akne-Typ, bespricht bisherige durchgeführte Maßnahmen und erstellt einen individuellen Behandlungsplan sowie eine Hautpflegeroutine. Dieser beinhaltet von einer Lokaltherapie mit Cremen, Tinkturen und Seren, über Peelings und anderen Verfahren wie medical needling, bis zu einer systemischen Therapie mit Tabletten oder Mikronährstoffen.

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